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Symptome: Was ist das? Wie zeigt es sich?
Beim sogenannten Lippengrind, handelt es sich um entzündliche Krusten an den Lippen der Meerschweinchen.
Die Krusten bilden sich anfangs in den Mundwinkeln und der Lippenspalte, in schweren Fällen können sie sich ins Gesicht ausweiten.
Die entzündeten Krusten sind schmerzhaft, dies kann sich auf die Nahrungsaufnahme auswirken.
Ursachen
Die Ursache der Erkrankung ist bislang nicht geklärt, es werden unterschiedliche Ursachen diskutiert:
- Anfällige Haut durch Vitamin A, Vitamin C und Vitamin-B-Mangel
- Fehlendes Sonnenlicht (UVB und UVA Strahlen) und somit Vitamin D Mangel
- Mangel an essentiellen Fett- und Aminosäuren
- Mangel an Spurenelementen (Kupfer, Magnesium, Mangan, Zink, Cobalt, Selen)
- Diabetes (sollte ggf. durch eine Blutuntersuchung ausgeschlossen werden)
- Häufig sind jedoch Tiere betroffen, die ideal ernährt werden, so dass von keiner Mangelsituation auszugehen ist. Dieser Umstand bringt die Theorie von Mängeln als Ursache zum wanken.
- Verletzungen (Mikroläsionen) durch Einstreu und Futterteile (z.B. weil etwas zwischen den Zähnen hängen bleibt und reibt)
- Zahnerkrankungen
- reizendes Futter (z.B. stark säurehaltiges Obst)
- In Folge besiedeln die Hautareale häufig Erreger (Bakterien wie Staphylokokken und Pilze wie Candida albicans), durch die Aufnahme von Blinddarmkot können diese sich dort sehr gut ansiedeln.
Diagnose: Ist es wirklich Lippengrind?
Auch wenn das klinische Bild meist eindeutig ist, nimmt der Tierarzt eine Probe, um eine Mikrobiologische Untersuchung einzuleiten.
So kann er prüfen, welche Erreger (Bakterien oder Hefen) die Infektion aufrecht erhalten, um diese gezielt zu behandeln.
Therapie: Was hilft dagegen?
Wenn ein Tier Lippengrind entwickelt, muss es nicht nur genau untersucht werden, sondern auch die Ernährung und Haltung überprüft und optimiert werden. Dafür ist eine umfangreiche Bestandsaufnahme sinnvoll und wichtig!
Achtung! Wenn Lippengrind auftritt, ist eine Anpassung der Ernährung und Haltung (z.B. Leinsamen, mehr Grünfutter) zwar sehr wichtig, reicht aber nicht aus, um ihn zu behandeln. Eine tierärztliche Therapie ist Voraussetzung!
- Anpassung der Ernährung auf eine sehr vitaminreiche, mineralstoffreiche Ernährung mit einem hohen Anteil essentieller Fettsäuren. Dafür sollten die Meerschweinchen mit einem reichhaltigen Angebot an Grünfutter gefüttert werden, welches durch Leinsamen ergänzt wird. Starres Heu und Stroh sollte gegen weiches Heu ausgetauscht werden. Auf stark säurehaltige (z.B. Obst) oder Futtermittel, welche die Region reizen oder mechanisch beeinflussen könnten, sollte vorerst verzichtet werden.
- ggf. vorübergehend Vitamintropfen
- Stressreduktion, Überprüfung der Gruppenzusammenstellung
- Anpassung der Lichtverhältnisse (siehe hier): Sonnenlicht, frische Luft, UVB-Lampen
- Hat das Meerschweinchen irgendwelche Grunderkrankungen, die es schwächen (z.B. Zahnerkrankungen)?
- Die Krusten sollten eingeweicht, entfernt und dann behandelt werden.
- Örtliche Pflege der Krusten durch Wund- und Heilsalben (z.B. Kokosöl, Manuca Honig oder Bepanthen, Achtung! es wird aufgenommen, die Salbe sollte entsprechend ausgewählt werden!). Ggf. auch antiseptische Lösungen wie z.B. Rivanol.
- Je nach Ergebnis der mikrobiologischen Untersuchung und Schweregrad ggf. Mittel gegen Pilze (z.B. Nystatin auftragen, es darf auch abgeschleckt werden) oder Bakterien (systemische Antibiotika). Kombinationspräparate (z.B. Surolan, Aurizon, Mitex…) sollten gemieden werden, da das Cortison die Wirkung des Antibiotikas abschwächt, das Immunsystem geschwächt werden kann, die Mittel häufig das Fell verkleben und sogar abgeschleckt werden!
Quellen u.a.:
Ewringmann, A., & Glöckner, B. (2012): Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu: Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Georg Thieme Verlag.
Zinke, J. (2004): Ganzheitliche Behandlung von Kaninchen und Meerschweinchen: Anatomie, Pathologie, Praxiserfahrungen; 14 Tabellen. Georg Thieme Verlag.