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Verdrehen der Leberlappen
Die Leber beim Meerschweinchen hat sechs Lappen, die sich teilweise um ihre eigene Axe verdrehen können, man spricht dann von einer Leberlappentorsion.
Der anatomische Aufbau der Leber
- Linker zweigeteilter Lappen (Lobus sinister medialis und lateralis)
- Rechter zweigeteilter Lappen (Lobus dexter medialis und lateralis)
- Lobus caudatus mit Processus caudatus und Processus papillaris
- Lobus quadratus
Der linke laterale Leberlappen ist aufgrund seiner Größe und Mobilität besonders anfällig für Verdrehungen.
Das Problem dieser Erkrankung ist, dass die Symptome sehr unspezifisch sind und dadurch bei vielen Meerschweinchen die Diagnose nicht (frühzeitig) gestellt wird. Gerade die Diagnose ist jedoch wichtig um zu helfen, unbehandelt kann es zum Tode führen.
Warum ist das so?
Die Drehung des Leberlappens führt dazu, dass die Vene verschlossen, so dass Thrombosen und Gewebeauflösungen auftreten. Das Gewebe wird nicht mehr durchblutet und Toxine gelangen in den Blutkreislauf.
Symptome: Wie zeigt sich eine Leberlappentorsion?
Eine Leberlappentorsion sollte bei Meerschweinchen immer in Betracht gezogen werden, die wegen akuter Appetitlosigkeit und Bauchauftreibung/Aufgasung auffallen! Häufig werden sie gegen Aufgasungen fehlbehandelt.
Mögliche häufige Symptome
Die Symptome einer Leberlappentorsion sind unspezifisch und schwer zu diagnostizieren, da sie oft mit anderen Magen-Darm-Erkrankungen verwechselt werden können. Typische Anzeichen sind:
- Das Meerschweinchen zieht sich zurück
- Das Meerschweinchen verweigert sein Futter
- Bauchschmerzen, oft als Abwehrspannung oder Schmerz beim Abtasten
- Möglicherweise eine tastbare, schmerzhafte Masse links vom Magen
- Aufgeblähter Bauch, Aufgasungen
- Reduzierte Kotproduktion oder gastrointestinale Stase
- Weniger Köttel und zum Teil weicher Kot
- schnelle Atmung, schlechter Kreislaufzustand (blasse Schleimhäute (teils auch ikterische Schleimhäute), dehydriert, Untertemperatur, selten erhöhte Temperatur, Herzrasen…)
sollten bei Meerschweinchen in Betracht gezogen werden, die wegen akuter Appetitlosigkeit und Bauchauftreibung vorstellig werden.
Diagnose: Wie stellt man fest, dass das Kaninchen eine Leberlappentorsion hat?
Die Diagnostik einer Leberlappentorsion erfordert eine Kombination aus klinischen Untersuchungen und bildgebenden Verfahren:
- Klinische Untersuchung: nspezifische Bauchschmerzen und Distension sind charakteristisch.
- Bildgebung: das Röntgenbild kann Hinweise auf abdominale Gasansammlungen oder Organverlagerungen geben. Manchmal ist der vergrößerte Leberlappen sichtbar. Auch eine Rechtsverlagerung (wie bei einer Magendrehung) kann bei einer Leberlappentorsion auftreten. Im Ultraschall fallen die fehlende Durchblutung des betroffenen Leberlappens, die gemischte Echogenität und möglicherweise thrombotische Veränderungen auf
- Blutuntersuchungen: Anämie, Thrombozytopenie und erhöhte Leberwerte können diagnostisch unterstützend sein, obwohl diese auch jeweils andere Ursachen haben können.
Therapie: Wie wird behandelt?
Ohne eine Operation, mit einer medikamentösen Behandlung erholen sind nur ein Bruchteil der Meerschweinchen, die überlebenden Meerschweinchen haben außerdem danach auf Grund von Schmerzzuständen häufig mit Verdauungsstörungen zu kämpfen, wohingegen die operierten Meerschweinchen (Lobektomie) eine gute Prognose haben.
Stabilisierung bis zur Operation
- Wärmen bei Untertemperatur
- warme Infusionen in die Vene
- starke Schmerzmittel (z.B. Opioide)
- Antibiotikum (z.B. Enrofloxacin)
- Metoclopramid (MCP)
- Leberschutzpräparate (wie bei Leberkrankungen)
- ggf. weitere Unterstützungsmaßnahmen wie bei Verdauungsstörungen
- ggf. bei starker Anämie Bluttransfusionen
Die Operation (Lobektomie)
Die Entfernung des betroffenen Leberlappens ist die Therapie der Wahl und zeigt gute Überlebensraten, wenn sie frühzeitig durchgeführt wird.
Wenn der Kreislauf des Meerschweinchen stabilisiert wurde, kann der gedrehte Leberlappen in einer Operation entfernt werden. Die Operation hat eine gute Prognose, Komplikationen sind selten. Das Tier muss jedoch anschließend noch bis es wieder stabilisiert ist, in der Klinik bleiben. Eine intensive postoperative Überwachung ist besonders wichtig bei Meerschweinchen, da diese aufgrund von Stress und Schmerzen ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben.
Quellen u.a.:
Halck, M. L. (2021): Left lateral liver lobe torsion in a guinea pig (Cavia porcellus).
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Waugh, S., Andrie, K. M., Johnson, V., Biggo, M., Aboellail, T., & Sadar, M. J. (2021): Liver lobe torsion in a guinea pig (Cavia porcellus). Topics in Companion Animal Medicine, 43, 100517.
Wilson, C., Philp, S. J., & Hughes, K. (2024). Torsion of the caudate lobe of the liver and concurrent necrohemorrhagic typhlocolitis in a zoo-housed Patagonian mara. Journal of Veterinary Diagnostic Investigation, 36(4), 560-563.