Maulkontrolle: Der Rachen ist nur in Sedation oder Narkose mit dem Maul- und Wangenspreizer oder ggf. wach mit Video-Otoskop einsehbar. Durch das Herunterdrücken der Zunge mit einem Spatel wird der Rachen sichtbar.

Wie zeigt sich eine Rachenentzündung?

Eine Entzündung im Rachen kann eine Ursache dafür sein, dass ein Meerschweinchen nicht frisst, weil es ihm unangenehm ist. Deshalb sollte bei Meerschweinchen die nicht fressen immer der Rachen kontrolliert werden. Dafür wird am besten ein Video-Otoskop verwendet oder das Tier kurz sediert und in den Mund geschaut. Bei einer fortgeschritteneren Erkrankung ist der Würge- oder Hustenreflex beim Tierarzt durch die Palpation des Kehlkopfes auslösbar. Viele Meerschweinchen zeigen auch beim Fressen oder im Alltag einen Würgereiz, Husten, verschlucken sich, spucken die Nahrung zerkleinert wieder aus oder speicheln ins Fell in der Maulregion.

Eine Rachenentzündung kann jedoch auch ein Zufallsbefund sein, der häufig z.B. bei der Behandlung einer Zahnerkrankungen festgestellt wird und nicht immer dazu führen muss, dass das Meerschweinchen schlecht frisst oder die Nahrungsaufnahme einstellt.

Eine Pharyngitis bildet sich meist soweit zurück, dass eine weiße Hervorhebung verbleibt, die nicht schmerzhaft ist (Verkalkungen der Mikroabszesse), im Vergleich dazu findet man bei einer aktiven Pharyngitis Schwellungen, Rötungen und sichtbare Gefäße.

Besonders betroffen sind immungeschwächte Meerschweinchen mit einer chronischen Grunderkrankung, z.B. mit einer chronischen Zahnerkrankung, Schilddrüsenerkrankungen oder Ovarialzysten.

Ein Abstrich im Rachen kann besonders bei hartnäckigen Fällen dabei helfen, den Erreger festzustellen. Fast immer handelt es sich dabei um das Herpes Simplex Virus.

Therapie: Was hilft dagegen?

Besonders wenn das Meerschweinchen schlecht oder gar nicht mehr frisst, muss umgehend intensiv behandelt werden, da sich sonst die Kiefer-, Zungen- und Kaumuskulatur zurückbildet, wodurch die Heilungschancen massiv sinken.

Je nachdem, wie schlimm die Entzündung für das betroffene Meerschweinchen ist, kann man folgende Behandlungsmöglichkeiten nutzen:

  • Örtliche Betäubung damit das Meerschweinchen wieder anfängt zu fressen (z.B. Dentinox-Gel N Zahnungshilfe ca. 0,3ml 2x tägl. 30 Min. vor der Fütterung), besonders vor dem Zufüttern
  • Schmerztherapie damit das Meerschweinchen fressen kann (Meloxicam (z.B. Metacam) – auch entzündungshemmend und abschwellend)
  • Paramunitätsinducer (z.B. Zylexis) und Vitamin C (Immunsystem)
  • Intensives Zufüttern mit gekühlten Päppelbrei bis das Meerschweinchen wieder selbst frisst. Um Meerschweinchen wieder an Frischfutter zu gewöhnen, können Gemüsestückchen in die weichen Gummilippen eines Tabletteneingebers geschoben und dem Meerschweinchen problemlos ins Maul eingegeben werden, teils wird es auch angenommen, wenn man es mit den Fingern ins Mäulchen steckt.
  • Ggf. Suche nach und Behebung oder Behandlung der Grunderkrankung, die das Immunsystem schwächt. Bei chronisch kranken Tieren gibt es ggf. auch immer wieder Schübe. In so einem Fall ist eine Absprache mit dem behandelnden Tierarzt hilfreich, man sollte die notwendigen Medikamente für den Fall der Fälle zu Hause haben.
  • Antibiotische Behandlung zur Bekämpfung von Sekundärinfektionen, insbesondere Mykoplasmen (Herpes Simplex Viren werden damit nicht bekämpft!)

Durch die Schmerzen im Rachen lernt das Meerschweinchen, dass Fressen mit Schmerzen verbunden ist und vermeidet die Nahrungsaufaufnahme! Es erfordert eine intensive Schmerztherapie und das Zufüttern, bis das Meerschweinchen merkt, dass die Nahrungsaufnahme nicht mehr weh tut!

Quellen u.a.:

Ewringmann, A; Glöckner, B. (2012): Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu. Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Enke

Wagner S. (2023): Persönliche Mitteilung