Die Böckchenhaltung kann eine Herausforderung sein.

Die Haltung von männlichen Meerschweinchen, auch Böckchen genannt, stellt eine besondere Herausforderung dar. Während Weibchen sich oft gut in Gruppen verstehen, kann das Zusammenleben von Böckchen schwieriger sein. Insbesondere, wenn die Haltungsbedingungen nicht optimal sind, können Konflikte entstehen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, Böckchengruppen erfolgreich zu halten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. In diesem Artikel erfährst Du, worauf Du bei der Haltung von Böckchen achten musst und wann diese Form der Haltung sinnvoll ist.

Böckchen in der Natur und ihre Haltung in Menschenobhut

Foto: R. Kessenich

In der Natur leben Meerschweinchen in Haremsgruppen, bestehend aus einem Männchen und mehreren Weibchen. Diese Konstellation ist stabil und ermöglicht ein harmonisches Zusammenleben. Auch in der Heimtierhaltung streben Meerschweinchen eine ähnliche Gruppenstruktur an. Aus diesem Grund wird oft empfohlen, Böckchen mit Weibchen zu vergesellschaften, sodass das natürliche Sozialverhalten unterstützt wird. Böckchengruppen gibt es in der Natur nur bei Jungtieren, sobald die Geschlechtsreife einsetzt, kommt es zu Rivalitäten um die Weibchen in der Umgebung.

Warum hält man dann Böckchengruppen?

Es gibt auch Fälle, in denen eine Harem-Gruppenkonstellation nicht möglich ist, beispielsweise wenn nicht genügend Weibchen zur Verfügung stehen oder aufgrund des Überschusses an männlichen Meerschweinchen. Es werden etwa gleich viele Weibchen wie Böckchen geboren und durch die Haremsgruppen bleiben statistisch gesehen immer Böckchen übrig. Hier kann die Haltung von Böckchengruppen eine Alternative sein, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.

Mit der Haltung von Böckchen trägt man zum Tierschutzgedanken bei, denn bei reiner Harems-Gruppenhaltung werden statistisch immer Böckchen übrig bleiben!

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Böckchenhaltung

Viel Platz um sich aus dem Weg zu gehen ist ideal für die Böckchenhaltung.

Die Haltung von Böckchengruppen ist anspruchsvoll und setzt viel Erfahrung sowie optimale Haltungsbedingungen voraus. Folgende Punkte sind dabei besonders wichtig:

  1. Erfahrung mit Meerschweinchen: Die Haltung von Böckchen in Gruppen ist nichts für Anfänger. Nur Halterinnen und Halter mit jahrelanger Meerschweinchenerfahrung sollten sich an diese Herausforderung wagen. Besonders, wenn es sich um mehr als zwei Kastraten handelt. Zwei Frühkastraten können, wenn genug Platz angeboten wird, auch Anfänger halten.
  2. Platzangebot: Pro Böckchen sollte mindestens 1 m² Platz zur Verfügung stehen, damit die Tiere genug Raum haben, um Konflikten auszuweichen.
  3. Kastration: Nur kastrierte Böckchen sollten in Böckchengruppen gehalten werden. Die Kastration reduziert das Dominanzverhalten und die Aggressivität der Tiere, was das Zusammenleben erleichtert. Allerdings bedeutet dies nicht, dass es keine Rangordnungskämpfe geben kann. Zudem ist sie die Alters-Versicherung für die Böckchen, denn wenn sie irgendwann alleine zurück bleiben, sind sie teils nicht mehr mit einem Böckchen vergesellschaftbar aber können auch nicht alleine bleiben, so dass sie einem erhöhten Narkoserisiko (durch Alterserkrankungen) bei der Kastration und langen Wartezeiten (Kastrationsquarantäne) ausgesetzt werden. Zusammen mit dem Tod des Partnertieres ist das eine große Belastung, besonders für Tiere die mit Mykoplasmen infiziert sind.
  4. Gehegegestaltung: Das Gehege sollte großzügig gestaltet und mit mehr Verstecken als Böckchen ausgestattet sein. Dabei ist es wichtig, dass alle Häuschen und Kuschelsachen mindestens zwei Ausgänge haben, damit kein Tier in die Enge getrieben werden kann. Besonders gut sind Etagen (Platte mit vier Beinen) oder Häuschen mit offenen Seiten geeignet. Zudem sollte das Gehege genug Beschäftigung und Abwechslung bieten, damit sich die Böckchen nicht langweilen, z.B. Naturmaterialien (Blätter, Äste, Wurzeln, Steine…), verstecktes und aufgehängtes Futter usw.
  5. Vergesellschaftung: Die Vergesellschaftung von Böckchen ist ruppiger und kann komplizierter sein als die von Haremsgruppen. Es ist wichtig, die Tiere in einem neutralen Bereich zusammenzuführen und ihre Interaktionen genau zu beobachten. Sollte es zu ernsthaften Auseinandersetzungen kommen, muss die Vergesellschaftung abgebrochen und möglicherweise neu angesetzt werden. Es gibt Böckchen, die sich nicht vertragen.

Wann ist Böckchenhaltung sinnvoll?

Böckchenhaltung ist insbesondere dann sinnvoll, wenn eine Vermittlung in Haremsgruppen nicht möglich ist und alle oben genannten Bedingungen erfüllt sind. Allerdings ist sie nichts für Anfänger und sollte nur von erfahrenen Halterinnen und Haltern in Betracht gezogen werden. Bei der Vergesellschaftung ist Geduld gefragt, und es muss immer die Möglichkeit bestehen, die Tiere bei Bedarf zu trennen.

Böckchengruppen können gut funktionieren, wenn die Tiere harmonieren und genügend Platz sowie Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dennoch bleibt die Haltung von Böckchengruppen eine Herausforderung, die nur unter optimalen Bedingungen und mit dem richtigen Fachwissen angegangen werden sollte.

Warum ist die Böckchenhaltung eine Herausforderung?

Männliche Meerschweinchen haben von Natur aus ein ausgeprägteres Revier- und Dominanzverhalten als Weibchen. Dieses Verhalten kann dazu führen, dass es in reinen Böckchengruppen häufiger zu Auseinandersetzungen kommt, insbesondere wenn sie in einem zu kleinen Gehege leben oder es zu wenig Versteckmöglichkeiten gibt. Doch mit der richtigen Herangehensweise ist es durchaus möglich, Böckchen erfolgreich und harmonisch zusammenzuhalten.

Die richtige Konstellation finden

Die Haltung mehrerer Kastraten in einer Gruppe kann gut funktionieren, allerdings sollte man sich hier bewusst sein, dass die Tiere ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten brauchen. Je mehr Tiere in der Gruppe, desto größer sollte das Gehege sein, um Stress und Konflikte zu vermeiden. Zwei Kastraten sind oft einfacher zu halten und harmonischer, als eine große Gruppe.

  • Dreierbeziehungen sind bei Meerschweinchen äußerst schwierig und funktionieren nur selten.
  • Eine Zweierbeziehung zwischen Böckchen ist am stabilsten, wenn eines der Tiere ein paar Monate älter ist als der Neuzugang, der idealerweise nicht älter als acht Wochen sein sollte.
  • Auch bei zwei frühkastrierten Böckchen funktioniert diese Konstellation gut.
  • Böckchen können auch in Vierergruppen gehalten werden, vorausgesetzt, es steht ausreichend Platz zur Verfügung. In einer größeren Gruppe animieren sich die Tiere gegenseitig zur Bewegung, da meist immer ein Tier aktiv ist. Zudem haben sie die Möglichkeit, die sozialen Kontakte innerhalb der Gruppe zu variieren. Wenn Babyböckchen nach der Trennung von ihrer Mutter in einer Gruppe mit erwachsenen Böcken aufwachsen, erlernen sie das Verhalten in einer sozialen Struktur.
  • Eine Kastration erhöht die Verträglichkeit enorm. Die Frühkastration ist ideal wenn die Tiere in einer Böckchengruppe leben sollen.
  • Eine Kastration bei bereits geschlechtsreifen Böcken ist sehr sinnvoll um langfristig eine harmonische Gruppe zu haben. Wenn sie sich bereits zerstritten haben, kann zwar die Kastration in einigen Fällen die Situation beruhigen, verändert jedoch nicht grundlegend die Dynamik innerhalb der Gruppe. Hat sich ein Streit einmal festgesetzt, bringt eine Kastration in der Regel keine Lösung. Dennoch gibt es Fälle, in denen ein aggressives Böckchen nach der Kastration plötzlich friedlich wird und sich problemlos wieder in die Gruppe integriert.
  • Ob Böckchen in einer Böckchen-Gruppe zurecht kommen, ist sehr stark davon abhängig, wie sie sozialisiert wurden. Am besten klappt es, wenn sie von Klein auf (möglichst frühkastriert) in einer Böckchengruppe gelebt haben bzw. zumindest Kontakt zu geschlechtsreifen Böckchen hatten. So lernen sie das nötige Sozialverhalten (z.B. sich unter zu ordnen und mit Konflikten umzugehen).

Lasse dich am besten in einer erfahrenen Notstation beraten, sie kennen den Charakter der einzelnen Tiere und sind sehr erfahren mit der Böckchen-Haltung, so dass du dort passende Böckchen für deine Gruppe adoptieren kannst.

Am besten wachsen die Böckchen von klein auf in einer Böckchengruppe oder im Harem mit einem geschlechtsreifen Böckchen auf und werden vor der Geschlechtsreife frühkastriert.

Die Kastration – Notwendig? Sinnvoll?

Eine Kastration kann das Zusammenleben von Böckchen deutlich erleichtern, da sie das Dominanzverhalten in vielen Fällen abschwächt. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass auch kastrierte Böckchen noch ein Revierverhalten zeigen können und es auch bei ihnen zu Rangordnungskämpfen kommen kann. Deshalb ist eine langsame Zusammenführung und Beobachtung der Tiere immer notwendig.

  • Reduzierung des Dominanzverhaltens:
    Männliche Meerschweinchen haben von Natur aus ein stark ausgeprägtes Dominanzverhalten. Dieses Verhalten kann in Böckchengruppen zu häufigen und heftigen Auseinandersetzungen führen, insbesondere wenn die Tiere um die Rangordnung kämpfen. Die Kastration verringert die Produktion von Testosteron, was in der Regel das Dominanzverhalten und die Aggressivität der Böckchen mindert. Dadurch können die Tiere friedlicher zusammenleben und die Wahrscheinlichkeit von ernsthaften Kämpfen wird reduziert.
  • Verringerung von Revierstreitigkeiten:
    Kastrierte Böckchen neigen weniger dazu, ein Revier aggressiv zu verteidigen. Dies ist besonders wichtig, wenn mehrere Böckchen auf engem Raum zusammenleben. Durch die Kastration werden die Revieransprüche oft weniger stark ausgeprägt, was die Harmonie in der Gruppe fördert.
  • Bessere Sozialisation:
    Frühkastraten fügen sich sehr gut in die Gruppe ein und werden nicht in der wichtigen Sozialisierungsphase getrennt, so dass sie das nötige Sozialverhalten mitbringen und sehr verträglich sind, da sie sich eher defensiv verhalten.
adulter Kastrat
  • Vermeidung von stressbedingten Problemen:
    In einer Gruppe unkastrierter Böckchen kann der Stresspegel aufgrund ständiger Konkurrenz und Dominanzkämpfe sehr hoch sein. Hoher Stress kann bei Meerschweinchen zu gesundheitlichen Problemen führen, wie beispielsweise einer Schwächung des Immunsystems, Milben und Hautpilz. Kastrierte Böckchen sind in der Regel ruhiger und entspannter, was das allgemeine Wohlbefinden der Tiere fördert.
  • Erhöhung der Vermittlungschancen:
    Kastrierte Böckchen haben oft bessere Chancen, ein neues Zuhause zu finden, da sie in verschiedenen Gruppenkonstellationen, einschließlich Haremsgruppen, gehalten werden können. Die Kastration eröffnet also mehr Möglichkeiten für eine erfolgreiche Vergesellschaftung, sowohl mit anderen Böckchen als auch mit Weibchen. Eine Vermittung kann nicht nur notwendig werden, wenn ein Böckchen alleine zurück bleibt, weil die Artgenossen verstorben sind, sondern auch, wenn ein Böckchen sich al unverträglich mit Böckchen herausstellt oder nicht in die Gruppe passt.
  • Altersvorsorge:
    Wenn ein Böckchen im Alter seinen Partner verliert, kann es schwierig sein, es erneut mit einem anderen Böckchen zu vergesellschaften. Ältere Tiere sind oft weniger anpassungsfähig und reagieren sensibler auf Veränderungen, was das Risiko von Konflikten in einer neuen Vergesellschaftung erhöht. Gleichzeitig können sie jedoch nicht alleine bleiben, da Meerschweinchen sehr soziale Tiere sind und Einzelhaltung für sie eine große Belastung darstellt. Wenn eine Kastration im Alter nötig wird, beispielsweise um das Böckchen nach dem Verlust des Partners in eine Haremsgruppe integrieren zu können, besteht ein höheres Risiko für Komplikationen bei der Kastration: das erhöhte Narkoserisiko bei älteren Böckchen, die aufgrund von Alterserkrankungen anfälliger sind. Hinzu kommt die Belastung durch die notwendige Kastrationsquarantäne, in der das Tier alleine bleiben muss, was besonders für ältere Böckchen, die möglicherweise schon geschwächt sind oder (unentdeckt) unter Mykoplasmen leiden, sehr stressig sein kann. Diese Situation stellt eine erhebliche Belastung für das Tier dar, sowohl physisch als auch psychisch. Insgesamt trägt die Kastration dazu bei, die Haltung von Böckchen sicherer und stressfreier zu gestalten.

Kastriertes und unkastriertes Böckchen zusammen halten?

Ob so eine Konstellation funktioniert, kommt darauf an, welchen Charakter die einzelnen Meerschweinchen haben und wie sie mit Böckchen verträglich sind. Normalerweise wird von dieser Konstellation eher abgeraten, sie kann aber unter Umständen und mit viel Platz und Erfahrung funktionieren und z.B. bei Zucht-Böckchen oder alten Böckchen, die unkastriert sind, notwendig sein.

Das Erzieher-Meerschweinchen in Böckchengruppen

Ein Erzieher-Meerschweinchen spielt eine entscheidende Rolle in Böckchengruppen, insbesondere wenn junge Böckchen in die Gruppe integriert werden. Ein erfahrenes, souveränes Böckchen, das als „Erzieher“ fungiert, hilft dabei, den jungen Tieren soziale Regeln und Verhaltensweisen beizubringen. Dieses Erzieher-Meerschweinchen sorgt für Stabilität und kann Konflikte deeskalieren, indem es klare, aber nicht aggressive Dominanz zeigt. Durch seine Erfahrung und Ruhe führt es die Gruppe und trägt dazu bei, dass die Jungtiere sich besser an die Gruppenhierarchie anpassen. Ohne ein solches Erzieher-Meerschweinchen besteht die Gefahr, dass junge Böckchen unangemessenes Verhalten entwickeln, was zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen in der Gruppe führen kann. Daher ist die Anwesenheit eines Erzieher-Meerschweinchens in Böckchengruppen besonders wertvoll, um ein harmonisches Zusammenleben zu fördern.

Planschbecken als neutrales Gebiet: am besten stellt man die Kartons auch noch so, dass sie Tiere sich entlang der Wände bewegen können.

Zusammenführung von Böckchen

Bei der Zusammenführung von Böckchen ist Geduld gefragt. Es ist ratsam, die Tiere zunächst in einem neutralen Bereich zusammenzuführen, den die Tiere alle noch nicht kennen. Dieser Bereich sollte groß genug sein und mehrere Versteckmöglichkeiten bieten, damit die Tiere sich bei Bedarf aus dem Weg gehen können.

Vorher kann man die Tiere mit dem Streu des anderen Böckchens einreiben um einen Gruppengeruch herzustellen. Diverse Sprays, die mitunter empfohlen werden, sind oft nicht gut für die empfindlichen Atemwege oder wenn sie abgeleckt werden, zudem sind intensive Gerüche wie z.B. Zitrone für Meerschweinchen eine Qual.

Verstreutes Futter und Heuberge lenken die Meerschweinchen etwas ab und verhindern Futteraggressionen.

Beobachte die Tiere genau: Leichte Rangeleien, Zähneklappern, jagen und das Aufstellen des Fells sind normal, solange kein Blut fließt und die Tiere sich nach einer Weile beruhigen. Sollte es jedoch zu heftigen Kämpfen oder Verletzungen kommen, ist es besser, die Tiere zu trennen und die Zusammenführung zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu versuchen. Kommt es immer wieder zu härteren Auseinandersetzungen, so sind diese Tiere oft nicht kompatibel, einige Böckchen eignen sich auch nicht für die Böckchenhaltung und sollten dann im Harem leben.

Bissverletzung

Unverträglichkeiten & Kämpfe

Besonders bei gleichaltrigen Böcken ist oftmals die Pubertät („Rappelphase“) eine schwierige Phase (mit ca. einem halben bis dreiviertel Jahr), in dieser Zeit kann es zu Kämpfen kommen und die Gruppe auseinander brechen. Sollte es während einer Rappelphase notwendig werden, Böcke zu trennen, weil sie sich nicht auf eine Rangordnung einigen können und ineinander verbeißen oder sich verletzen, führt dies meist zu einer dauerhaften Trennung. Da Böcke jedoch niemals in Einzelhaft gehalten werden sollten, besteht eine mögliche Lösung darin, beide Böcke kastrieren zu lassen. Nach der Kastrationsquarantäne, in der die Böcke weiterhin zeugungsfähig sein können, können sie jeweils mit einem Weibchen vergesellschaftet werden.

Prävention von Auseinandersetzungen

  1. Wenn einer der Böcke zum Tierarzt muss, sollte der zweite Bock immer mitgenommen werden. Generell ist es wichtig, die Böckchen so wenig wie möglich voneinander zu trennen, um die Bindung zu erhalten.
  2. Wähle die richtige Gruppenkostellation, damit sich die Böckchen arrangieren.
  3. Die Frühkastration kann bei Böcken dazu führen, dass sie verträglicher werden und sich besser in Gruppen einfügen​.
  4. Auch die Kastration älterer Gruppe ist sehr gut zur Prävention von Bissverletzungen und Unverträglichkeiten.
  5. Platz ist das A&O, ist die Gruppe unharmonisch, braucht sie mehr Platz
  6. Beobachte deine Meerschweinchen genau um z.B. Sackgassen und Engstellen im Gehege festzustellen oder Auseinandersetzungen frühzeitig zu erkennen um dem entgegenzuwirken.
  7. Die richtige Einrichtung – bei unharmoischeren gruppen sind Etagen mit vier oder zumindest drei offenen Wänden besser geeignet als Häuschen mit zwei Eingängen.7
  8. Um Konkurrenz um Ressourcen zu vermeiden, sollten immer mehrere Futter- und Wasserstellen zur Verfügung stehen, damit alle Tiere gleichzeitig Zugang haben​
Das Gehege sollte nicht verwinkelt und möglichst groß sein.

Platz und Struktur im Gehege

Ein großes, gut strukturiertes Gehege ist das A und O für die erfolgreiche Böckchenhaltung. Es sollte genügend Platz für jedes Tier bieten, damit sich diese bei Bedarf aus dem Weg gehen können. Unkastrierte Böckchen brauchen meistens mindestens 1 Quadratmeter je Bock, teils sogar mehr, bei Kastraten kommt es auf die Gruppendynamik an. Da man nie weiß, wie sich eine Gruppe entwickelt, sollte immer die Möglichkeit bestehen, noch mehr Platz anzubieten und das Gehege zu erweitern. Die Mindestmaße für zwei Kastraten sind 2 Quadratmeter. Mehr Platz ist natürlich immer besser!

Verstecke, Unterschlüpfe und mehrere Futterstellen helfen, Konflikte zu vermeiden. Jedes Versteck (auch Kuschelsachen) sollte mindestens zwei Ausgänge haben. Verstecke mit mehreren offenen Seiten (z.B. Etagen mit vier Füßchen) sind am besten geeignet. Auch das regelmäßige Umgestalten des Geheges kann helfen, da es den Tieren neue Anreize bietet und sie beschäftigt. Tipps zur Einrichtung gibt es hier: Gehegegestaltung

Ein Böckchen ist gestorben, was kann ich jetzt tun?

Wenn ein Männchen aus einer Zweiergruppe verstirbt, ist es am besten, einen jungen frühkastrierten Bock hinzuzusetzen, statt einen älteren oder bereits ausgewachsenen. Die Zusammenführung von erwachsenen Böcken gelingt nur, wenn beide Tiere gut miteinander harmonieren und während ihrer Jugend schon Kontakt zu Böcken unterschiedlichen Alters, einschließlich erwachsener Tiere, hatten.

Im Gegensatz zu Weibchen müssen Böcke in ihrer Jugend lernen, wie sie sich innerhalb der Gruppe verhalten, besonders im Umgang mit anderen Männchen. Dabei ist es wichtig, dass sie lernen, sich einem ranghöheren Bock unterzuordnen und Konflikte zu führen. Nicht gut sozialisierte Böckchen sind später deutlich aggressiver oder werden depressiv, da sie mit Kämpfen und anderen Böckchen als Rivalen nicht umgehen können.

Wachsen junge Böcke in einer Umgebung auf, in der sie die sozialen Regeln gut erlernen, kommen sie später besser mit anderen Böcken zurecht. Eine Frühkastration kann ebenfalls dazu beitragen, dass Böcke in Vergesellschaftungen friedlicher und verträglicher sind.

Einige Böckchen lassen sich in dieser Situation nicht mit Böckchen vergesellschaften. Eine Alternative ist dann ein Weibchen als neue Partnerin. Eine Einzelhaltung kommt niemals in Frage!

Keine Weibchen in der Nähe?

Häufig liest man, dass Weibchen weder in Riech- noch in Hörweite sein sollten, um unnötigen Stress und Rivalitäten zwischen den Böckchen zu vermeiden. Das ist ein Mythos! Es sollte jedoch dafür gesorgt werden, dass die Böckchen nicht über die Umzäunung zu den Weibchen hüpfen können.

Fazit

Die Haltung von Böckchen erfordert spezielle Kenntnisse und eine sorgfältige Planung. Während Haremsgruppen die bevorzugte Haltungsform sind, können Böckchengruppen unter den richtigen Bedingungen ebenfalls erfolgreich sein. Entscheidend sind ausreichender Platz, eine durchdachte Gehegegestaltung und die richtige Vergesellschaftung der Tiere. Wenn all diese Faktoren berücksichtigt werden, kann auch eine Böckchengruppe harmonisch zusammenleben.