Ältere Meerschweinchen brauchen ein besonders wachsames Auge und teils auch Unterstützung bei der Pflege…

Alter und gesundheitliche Vorsorge

Bei Meerschweinchen wird ab einem Alter von etwa vier bis fünf Jahren von Senioren gesprochen. Es ist besonders wichtig, auf Anzeichen von Krankheiten zu achten und bei Bedarf sofort eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Eine vertraute Umgebung, ein Partnertier und Rückzugsorte sind essenziell, um Stress zu minimieren. Der Zugang zu Futter und Wasser sollte erleichtert und der Untergrund weich, sauber und trocken gehalten werden. Regelmäßige Gesundheitschecks sind unerlässlich, um das Wohlbefinden des Meerschweinchen-Seniors zu gewährleisten.

Gestaltung des Geheges für ältere Meerschweinchen

Ältere Meerschweinchen haben häufig Probleme, höhere Ebenen zu erreichen, daher sollten Rampen installiert werden, um den Zugang zu ihren Lieblingsplätzen zu erleichtern. Große Veränderungen im Gehege sollten vermieden werden, da sie stressig sein können. Wenn eine Umstellung notwendig ist, sollte diese langsam und behutsam erfolgen. Meerschweinchen-Senioren bevorzugen es gemütlich: Teppiche, Vetbeds oder Tücher werden oft als Schlafplatz angenommen, besonders bei Tieren mit Gelenkproblemen. Oft bewegen sie sich leichter auf Fleece-Haltung als in Einstreu. Besonders ideal sind Kuschelprodukte wie z.B. Hängematten, Röhren und Nester aus Stoff.


Barrierefrei zugängliche Toilette…

Barrierefreiheit und Seniorengerechte Toiletten

Da ältere Meerschweinchen nicht mehr so agil sind, sollten Hindernisse wie Hürden oder hohe Ränder vermieden werden. Wichtige Ressourcen wie Wasser und Futter sollte nicht auf einer Etage angeboten sondern leicht erreichbar sein.

Futter und Wasser

In Gruppenhaltung kann es vorkommen, dass ältere Meerschweinchen benachteiligt werden, wenn sie langsamer fressen. Es kann hilfreich sein, sie einmal am Tag getrennt von den anderen fressen zu lassen, eventuell mit einem verträglichen Partnertier. Eine spezielle, leicht zugängliche Futter- und Wasserstelle ist ebenfalls wichtig, damit die Senioren jederzeit genug Nahrung und Flüssigkeit aufnehmen können. Zudem sollte das Futter auf die Bedürfnisse des älteren Tieres angepasst werden. Übergewichtige Meerschweinchen sollten ihre Ernährung entsprechend angepasst bekommen, während untergewichtige Tiere möglicherweise energiereichere Nahrung wie Knollengemüse und Obst benötigen.

Nahrungsergänzungsmittel

Bei Nahrungsergänzungsmitteln ist Vorsicht geboten, da eine Überdosierung schädlich sein kann. Ein geeignetes Präparat wie das „RodiCare Senior“ kann helfen, ältere Meerschweinchen mit zusätzlichen Nährstoffen zu versorgen.

Vergesellschaftung

Ältere Meerschweinchen sind oft stressanfälliger, weshalb bei einer Vergesellschaftung auf ihre Gesundheit geachtet werden sollte. Es ist jedoch wichtig, sie nicht allein zu lassen. Der ideale Partner für ein Senior-Meerschweinchen ist ein ebenfalls älteres Tier. Beobachte die Gruppendynamik, um sicherzustellen, dass sich der Senior wohlfühlt. Senioren können in Gruppenhaltung manchmal zurückhaltender sein, was in Ordnung ist, solange sie nicht zu stark gestresst werden und ausreichend Nahrung erhalten.

Gewichtskontrolle

Ältere Meerschweinchen können entweder zu Übergewicht oder Untergewicht neigen. Übergewichtige Tiere sollten entsprechend abspecken, da Übergewicht zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen führen kann, wie etwa Herzerkrankungen oder Gelenkproblemen. Bei Gewichtsverlust sollte die Ursache durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt geklärt werden, um ernsthafte Erkrankungen wie Nierenerkrankungen auszuschließen.

Bewegung und Aktivität

Ältere Meerschweinchen bewegen sich weniger und haben oft ein erhöhtes Ruhebedürfnis. Gelenkerkrankungen wie Arthrose oder Spondylose können die Bewegungsfreude einschränken und zu Problemen bei der Körperpflege führen. In solchen Fällen ist eine tierärztliche Behandlung notwendig. Ein weicher, gepolsterter Untergrund und ein leichter Zugang zu Futter und Wasser können das Leben für ältere Meerschweinchen erleichtern.

Extrem schmerzhafte, überfüllte Perinealtasche.

Fellpflege und Hautgesundheit

Ältere Meerschweinchen pflegen ihr Fell oft weniger intensiv, weshalb Unterstützung beim Fellwechsel oder Verschmutzungen notwendig sein kann. Das Fell wird oft weniger dicht, was dazu führen kann, dass die Tiere im Winter mehr geschützt werden müssen. Meerschweinchen-Senioren sind auch anfälliger für Abszesse und sollten vor Fliegenmaden besonders im Sommer geschützt werden. Wenn Senioren viel sitzen, kann es zu Ballenentzündungen kommen, die intensiv gepflegt werden müssen.

Perinealtasche & Co pflegen

Bei älteren Böckchen verstopfen oft die Perinealtaschen, was sehr schmerzhaft sein kann. Auch der Penis muss gelegentlich gereinigt werden. Infos zur Pflege gibt es hier.

Krebs, Augen- und Atemwegserkrankungen

Bei älteren Meerschweinchen besteht ein höheres Risiko für Krebs und Tumore, die tierärztlich behandelt werden müssen. Altersbedingte Augenprobleme wie grauer Star können auftreten, ebenso wie Atemwegserkrankungen und Herzprobleme. Diese sollten unbedingt tierärztlich versorgt werden.

Verdauungsprobleme und Zahnerkrankungen

Gut erreichbares Grünfutter…

Altersbedingte Verdauungsprobleme sind oft die Folge von Zahnproblemen. Zahnkontrollen sind wichtig, um sicherzustellen, dass die Zähne nicht zu stark nachwachsen und das Tier richtig fressen kann. Bei Verdauungsstörungen ist eine tierärztliche Abklärung notwendig. Beachte auch, dass bei Verdauungsstörungen der Popo schmutzig sein kann und gesäubert werden muss.

Nieren- und Harnwegserkrankungen

Nierenerkrankungen treten bei Meerschweinchen-Senioren nicht selten auf und können durch eine falsche Ernährung verursacht werden. Häufige Symptome sind Gewichtsverlust und vermehrte Flüssigkeitsaufnahme. Bei Blasenentzündungen oder Blasensteinen sollte sofort eine Tierärztin oder ein Tierarzt konsultiert werden.

Meerschweinchen- TÜV

Gerade ältere Tiere sollten sehr genau gecheckt werden, hier findet sich eine Anleitung.

Tierarzt-Check-up:

Ab 4 Jahren oder bei chronisch kranken Meerschweinchen sollte nicht nur zweimal jährlich ein tierärztlicher Check, sondern auch einmal jährlich ein Blutcheck (großes Heimtierprofil) oder zumindest regelmäßig Urin-Teststicks (Zuhause durchführbar, siehe Hausapotheke) und einmal jährlich Röntgen in zwei Ebenen stattfinden.

Der richtige Tierarzt

Meerschweinchen werden im normalen Tiermedizin-Studium kaum durch genommen, deshalb braucht man eine Tierärztin oder einen Tierarzt, die bzw. der sich speziell auf Meerschweinchen spezialisiert hat. Ein Kennzeichen ist der „Fachtierarzt für Heimtiere/Kleinsäuger“ (nicht für Kleintiere!). Unsere Tierarztliste

Schmerzmittel bei Erkrankungen

Wie würdest du entscheiden? Lieber ein Jahr schmerzfrei leben oder 14 Monate mit starken Schmerzen? Viele Personen meiden bei ihren Tieren Schmerzmittel oder haben Angst, dass durch eine Dauergabe die Organe geschädigt werden. Solche Nebenwirkungen sind beim Meerschweinchen extrem, keinesfalls die Regel und können durch Urin-Sticks und Blutchecks gut erkannt werden, so dass das Schmerzmittel geändert werden kann. Ich persönlich kenne wirklich wenig solcher Fälle und halte es für die absolute Ausnahme. Und auch wenn solche Nebenwirkungen vorkommen können – ein Leben mit Schmerzen ist nicht lebenswert. Unsere Tiere fressen auch mit den größten Schmerzen und lassen sich diese kaum anmerken. Deshalb sollte es selbstverständlich sein, dass schmerzhafte Erkrankungen mit einer guten Schmerzabdeckung behandelt werden und das Tier eine gute Lebensqualität hat, statt dahin zu vegetieren…

Meerschweinchen brauchen größere Schmerzmittelgaben als Hunde & Katzen, deshalb werden sie oft unzureichend mit Schmerzmitteln versorgt, besonders wenn man bei einer nicht so spezialisierten Tierarztpraxis ist.

Versuche immer einen stressfreien Weg der Medikamentengabe herauszufinden, z.B. indem du es in das Lieblingsfutter mischst…

Der “richtige” Zeitpunkt – Einschläferung und der natürliche Tod

Ein Meerschweinchen mit nur einem Auge kommt normalerweise problemlos zurecht…

Leben entsteht und leben endet – jeden Tag. Das ist der natürliche Lauf des Lebens. Beim Tier stellt sich jedoch spätestens wenn es einem Tier schlecht geht, keine Heilungschance besteht, es leidet oder sehr stark eingeschränkt ist, die Frage, wie viel Lebensqualität es noch hat. Wenn das Tier noch kämpft und eine Heilungschance oder die Möglichkeit besteht, dass es mit der Einschränkung/Erkrankung weiterhin leben kann, ist eine Sterbehilfe meistens noch nicht angebracht. In diesem Fall kann das Tier unterstützt werden (Schmerzfreiheit durch Schmerzmittel, Behandlungsversuch, angenehme Umgebung, lindernde Maßnahmen). Meerschweinchen sind übrigens auch recht anpassungsfähig wenn sie beispielsweise erblinden, in ihrer Bewegung eingeschränkt werden (Bein-Amputation, leichte Lähmungen) oder anderweitig behindert sind. Solche Tiere stellen jedoch besondere Anforderungen an die Haltung.
Anders sieht es aus, wenn die Schmerzen trotz Schmerzmittel nicht nachlassen und das Tier stark belasten, wenn das Tier leidet und keine Aussicht auf Verbesserung besteht oder wenn die Vitalfunktionen nachlassen oder zusammenbrechen (Herz, Kreislauf, Atmung…). Dann baut das Tier von selbst immer stärker ab, zieht sich zurück, frisst weniger und wenn keine Behandlung erfolgt oder möglich ist, verstirbt es irgendwann. Hier ist es oft sinnvoll, Sterbehilfe zu leisten um unnötiges Leid durch einen längeren, qualvollen Tod zu ersparen. Wir haben in der Tiermedizin das große Privileg, dass wir Tiere erlösen können und sie keinem Todeskampf aussetzen müssen. So können sie friedlich von uns gehen. Immer wieder höre ich von Halterinnen und Haltern, die „beim Sterben zuschauen“, das sollte natürlich nicht so sein und ist tierschutzrelevant. Der Mythos vom natürlichen Tod durch „Altersschwäche“ ist kein friedlicher Tod. Wenn die Organe versagen, geht es dem Tier dreckig…
Oft kann die Tierärztin oder der Tierarzt ein kompetenter Berater sein, da er den Zustand des Tieres und die Erfolgsaussichten auf Besserung durch eine Behandlung besser beurteilen kann als ein Laie. Allerdings sind solche Empfehlungen reine Hilfestellungen. Die letztendlich Entscheidung liegt bei dir. Vertrauen deinem Bauchgefühl und versuche, dich in das Tier hinein zu versetzen. Wäge alle Möglichkeiten ab.
Solltest du dich für eine Euthanasie entschieden haben, so besteht auch die Möglichkeit, das Tier zuhause in seiner gewohnten Umgebung gehen zu lassen, viele Tierärzte machen für diesen Zweck Hausbesuche.
Die Methodik der Einschläferung kann unterschiedlich gehandhabt werden. Eine Möglichkeit ist eine überdosierte Narkose, eine andere eine Narkose mit anschließender Todesspritze. Ungeeignet ist hingegen die Tötung durch eine Todesspritze ohne eine vorherige Betäubung. Diese wird meist aus Kostengründen durchgeführt und löst oft einen qualvollen Todeskampf aus, da das Tier bei vollem Bewusstsein erstickt. In Deutschland, der Schweiz und Österreich ist daher die Anwendung ohne vorherige Narkose untersagt aber leider immer noch Alltag in Tierarztpraxen. Negative Bekanntheit hat hier das Sterbenmittel T61 errungen. Es darf nur nach vorheriger Narkose verabreicht werden.