Die Osteodystrophie (Osteodystrophia fibrosa) ist eine schwer verlaufende Erkrankung. Halter die einmal betroffen waren, fürchten sie.
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Symptome: wie äußert sich Osteodystrophie?
Bei Osteodystrophie wird Knochengewebe durch instabiles Bindegewebe ersetzt.
- Abmagerung oder gestörte Futteraufnahme, Schwierigkeiten beim Fressen (es wird versucht zu fressen, aber meistens kaum Futter aufgenommen) durch den schwammig werdenden Kieferknochen
- Schwierigkeiten beim Laufen, Hoppeln mit den Hinterbeinen, Trippeln, Wegstrecken der Beine beim Liegen, Entlastung der Beine durch Sklelettschäden
- In fortgeschrittenen Zustand können die Tiere nicht mehr laufen
- Erhöhte Wahrscheinlichkeit für Knochenbrüche
- Wo sich die Symptome äußern ist davon abhängig, ob die Krankheit vom Kopf oder der Hüfte ausgeht
Diagnose
Bei Verdacht ist eine sichere Diagnose durch ein Röntgenbild möglich, eine gründliche Allgemeinuntersuchung gibt erste Anhaltspunkte. Auch der Calciumspiegel im Blut kann Hinweise geben.
Differenzialdiagnosen u.a. Polyarthritis und Vitamin C Mangel (Skorbut)
Ursachen: Was löst die Erkrankung aus?
- Osteodystrophie trat früher vorwiegend bei Satin-Meerschweinchen auf (daher der Name Satinkrankheit), verantwortungsvolle Züchter haben reagiert so dass Tiere aus solchen Zuchten nun kaum noch betroffen sind. Allerdings sind Satin-Meerschweinchen aus Vermehrungen und Tiere anderer Rassen momentan häufig durch Osteodystrophie erkrankt.
- Sie wird rezessiv vererbt (Erbkrankheit), beide Eltern sind Träger und müssen aus der Zucht genommen werden
- Ein unausgeglichenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis in der Nahrung (Phosphor-Überschuss)
- Kalziumreduzierte Nahrung (z.B. zur Behandlung von Urolithiasis (Nierensteinen, Balsengries…))
- Mangelernährung, Futtermangel über einen größeren Zeitraum
- Vitamin D Mangel
- Calcium-Malabsorption (gestörte Kalziumaufnahme) oder Störungen im Kalziumhaushalt
- Nierenversagen
Behandlung
Je nachdem wie früh die Krankheit erkannt wird und welche Ursache sie hat, kann eine Behandlung versucht werden. Die Behandlung versucht, das Calcium-Phosphor-Verhältnis zu optimieren. Sie kann die Prognose verbessern aber nicht die Erkrankung heilen. Die Behandlung besteht aus:
- Anfangs intramuskuläre Injektion von Calciumgluconat, später orale Gabe von Kalzium über Monate oder lebenslang
- Vitamin D und Sonnenlicht (ohne Fensterglas dazwischen!)
- Dauerhaft Opioide und entzündungshemmende Schmerzmedikamente (Meloxicam, 0,5mg/kg KGW/d)
- Natriumrisedronat zur Stärkung der Knochensubstanz (Actonel, 0.25 mg/Tier, 1 x täglich)
- Eine kalziumreiche Ernährung
- Oft ist regelmäßiges Zähneschleifen notwendig, da auch die Zähne mit betroffen sind.
Bei fortgeschrittenen Krankheitsverlauf sollte das Meerschweinchen erlöst werden.
Quellen u.a.:
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Ewringmann, A.; Glöckner, B. (2012). Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu: Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Georg Thieme Verlag.
Ewringmann, A.; H. Schulze (2001): Knochenkrankheit durch Gendefekt? Rodentia Nager & Co. 7/8/2001, S. 63-65
Gabrisch, K.; Zwart, P. (2005): Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche Verlagsgesellschaft Hannover, 6. Aufl. 2005, S. 76
Göbel, T. und A. Ewringmann (2005): Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2005, 69 – 99.
Jordan, J. (2008): Untersuchungen zur Osteodystrophia fibrosa beim Hausmeerschweinchen (Cavia aperea f. porcellus) der Züchtung satin: Entwicklung eines röntgenologischen Scores zur Validierung der Verdachtsdiagnose. Diss
Lamers R.-J. A. N. et al (2003): Identifi cation on Disease- and Nutrient-related Metabolic Fingerprints in Osteosarthritic Guinea Pigs. J. Nutr. 2003, 133: 1776 – 1780.
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