hautpilz meerschweinchen

Die häufigste Hauterkrankung beim Meerschweinchen

Hautpilz ist beim Meerschweinchen eine relativ häufig auftretende Erkrankung.

Beim Meerschweinchen am häufigsten vertreten ist  T. mentagrophytes, welcher für ganze 97% der im Labor eingereichten Fälle verantwortlich ist. Weitere Hautpilzarten wie z.B. Microsporum (M.) canis (3 %), M. gypseum (3 %), T. terrestre (0,9 %), M. equinum (0,2 %) und M. audouinii (0,2 %) treten äußerst selten auf und sind dann oft auch ohne krankmachende Symptome ein Zufallsbefund.

Achtung! Hautpilz kann auf den Menschen übertragen werden. Kinder sollten von erkrankten Tieren ferngehalten werden. Achten Sie auf entsprechende Hygiene-Maßnahmen und verhindern Sie Hautkontakt zum erkrankten Tier!

Der schuppige „Konditionsstreifen“ auf der Nase ist kein Hautpilz!

Symptome: Wie äußert sich Hautpilz?

Etwa 8,5% der Meerschweinchen sind Träger von Hautpilz ohne selbst daran zu erkranken. Ihr Abwehrsystem ist gut, so dass der Pilz keine Chance hat. Durch Stress, (nicht erkannte) Krankheiten und andere Faktoren, die das Immunsystem beeinträchtigen, kann der Hautpilz sich plötzlich ausbreiten, es kommt zu Haarausfall (oft, aber nicht immer kreisrund), Krusten und Kahlstellen mit Schuppen. Juckreiz zeigen hingegen nur etwa die Hälfte der Tiere. Besonders häufig wird Hautpilz beim Meerschweinchen an den Ohren, im Kopfbereich und weniger häufig an den Gliedmaßen festgestellt. Die Stelle(n) sind oft mit einem weißlichen Schleier überzogen, schorfig (Schuppen), wund oder sogar nässend, ähnlich einer Wunde. Die genaue Diagnose stellt der Tierarzt anhand des klinischen Bildes und durch das Anlegen einer Kultur (Hautgeschabsel oder Haarprobe), dies dauert jedoch meistens eine gute Woche. Einige, aber nicht alle Pilzarten leuchten unter einer UV-Lampe auf (Fluoreszenz). Eine schnellere und zuverlässige Diagnose ist durch eine Dermatophyten-PCR im Labor möglich, der Tierarzt entnimmt dafür eine Probe von Haut und Haaren. Da jedoch Pilzsporen nahezu überall sind, besteht die Gefahr, dass falsch-positive Ergebnisse auftreten.

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Ursachen: Was begünstigt Hautpilz bzw. löst ihn aus?

  • Andere (chronische) Krankheiten, die das Meerschweinchen schwächen. Meist sind nur geschwächte/kranke Meerschweinchen einer Gruppe betroffen.
  • Antibiotikagaben
  • Cortisongabe (schwächt das Immunsystem)
  • Andere Hautkrankheiten, auf die sich ein Pilz setzt
  • Feucht-warmes Klima durch schlechte Belüftung, Isolierungen, luftdichter Abdeckung („Stallhüllen für den Winter“), etc.
  • Fehlendes Sonnenlicht (Vitamin D Mangel)
  • Unharmonische Gruppen, Vergesellschaftung, Rangordnungskämpfe
  • Schlechtes Handling, häufiges Hochnehmen, Herumtragen, Kuscheln mit dem Meerschweinchen
  • Unhygienische oder feuchte Umgebung, seltenes Ausmisten
  • Warm-feuchte Umgebungsbedingungen/Wetter
  • Plastikunterschlüpfe, Plastikhäuser
  • Einzelhaltung, die das Meerschweinchen unter Stress setzt, da es sich nie richtig entspannen kann (das andere Meerschweinchen passt auf)
  • Wenig Platz
  • Schlechte Ernährung, Mängel

Behandlung & Pflege: Was kann man gegen Hautpilz tun?

Wichtig ist, grundsätzlich die Ursache zu finden und abzustellen.

  • Hausmittel (Apfelessig, Ägyptisches Schwarzkümmelöl, Aloe Vera, Clendula-Tinktur, Heilerde, Kaisernatron, Kokosöl, Kolloidales Silber oder kolloidale Silbersalbe) können bei häufigen Auftragen sehr kleiner Pilzstellen den Pilz örtlich verdrängen, oft kommt er jedoch wieder oder tritt an weiteren Stellen auf.
  • Besser wirksam sind Mittel, die auf mit Hautpilz betroffene Stellen aufgetragen werden, z.B. Enilconazolum (z.B. Imaverol®), Miconazol (vier Wochen tägl. auftragen), Canesten® (Clotrimazol, täglich, mindestens eine Woche über die Heilung hinaus, meistens 4 Wochen) oder Lamicil Once (Terbinafin, alle 1-2 Wochen über 4 Wochen auftragen). Diese eignen sich jedoch nur bei sehr kleinen, begrenzten Hautpilz. Surolan® kann beim Meerschweinchen im Gegensatz zum Kaninchen in Einzelfällen sinnvoll sein, da Meerschweinchen Cortison besser vertragen, allerdings ist es ein Mittel, dass verschiedene Wirkstoffe enthält und so gleichzeitig gegen Milben, Hautpilz und bakterielle Infektionen wirkt. Wenn nur ein einfacher Hautpilz vorliegt, ist die Anwendung daher unverhältnismäßig. Zudem schwächt das Cortison das Immunsystem und kann so den Pilzbefall begünstigen.
  • Um den Hautpilz nachhaltig vom Tier zu beseitigen, sind Waschungen mit speziellen Shampoo (z.B. Malaseb® Shampoo) oftmals unumgänglich. Diese sind jedoch durchaus mit Stress verbunden, so dass im Einzelfall abgewogen werden muss.
  • Bei starken oder auf dem Tier verteilten Befall hilft ein Pilzmittel zum Eingeben am besten, da es im ganzen Körper wirkt. Zum Beispiel Itraconazol (z.B. Itrafungol®).
  • Gegen den Juckreiz hilft Fenistil®.
  • Oft ist es nötig, die Grunderkrankung festzustellen und zu behandeln, denn viele kranke/geschwächte Meerschweinchen sind durch eine andere Krankheit so geschwächt, dass der Pilz kaum behandelt werden kann.
  • Die Behandlung muss gewissenhaft und mindestens zwei Wochen über die Genesung hinaus durchgeführt werden.
  • Zusätzlich sollte das Immunsystem unterstützt und aufgebaut werden.
  • UV-Licht (UV-Lampe oder Sonnenlicht ohne Fensterglas dazwischen) wirkt ebenfalls heilungsfördernd.
  • Fettsäuren, z.B. aus Leinöl, Leinsamen, Sonnenblumenkernen Schwarzkümmelsaaten oder deren Pressprodukte unterstützen die Heilung und Regeneration der Haut.

Oft ist es nötig, die Grunderkrankung festzustellen und zu behandeln, denn viele kranke/geschwächte Meerschweinchen sind durch eine andere Krankheit so geschwächt, dass der Pilz kaum behandelt werden kann.

Vorher – Nachher Verläufe



Jungtier Nala (damals 6-8 Wochen alt) mit Pilz unter dem Auge:




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Ansteckung: Ist der Hautpilz ansteckend? Muss ich das Meerschweinchen separieren?

Bei einem Befall kann dieser auf andere geschwächte Tiere oder den Menschen übertragen werden (Zoonose), deshalb ist Hygiene Pflicht. Allerdings sind Pilzsporen oft auf vielen Tieren zu finden ohne das diese erkranken, nur Tiere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind betroffen. Ist ein Tier in der Gruppe befallen, so tragen die anderen Gruppenmitglieder oft bereits Pilzsporen, so dass eine Trennung wenig Sinn macht. Zudem setzt die Einzelhaltung und die Vergesellschaftung nach der Behandlung das Meerschweinchen unter starken Stress, so dass der Pilz kaum richtig abheilen kann bzw. wieder kommt.


Haarausfall durch Stress

Dieses Meerschweinchen wurde aus schlechter Haltung gerettet und hatte keinen Pilz sondern verlor das Haar durch die desolaten Halungsbedingungen. Nach der Rettung erholte es sich vollständig:


Quellen u.a.

Berlin, M.; Gräser, Y. (2020): Leitfaden Dermatopyhtose beim Meerschweinchen [https://imh.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/m_cc05/imh/Medien/Bilder/Leitfaden_Dermatophytose_beim_Meerschweinchen.pdf; Stand 20.08.22]

Ewringmann, A.; Glöckner, B. (2012): Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu: Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Georg Thieme Verlag.

Gabrisch, K. (2010). Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche.

Hamel, I. (2002). Das Meerschweinchen als Patient. Georg Thieme Verlag.

Hein, J. (2016): Dermatophytose bei Kleinsäugern–immer eine ernst zu nehmende Infektion!. kleintier konkret, 19(S 02), 35-39.

Köbrich, S. (2014): Pruritus beim Meerschweinchen–Differenzialdiagnosen und Diagnostik. kleintier konkret, 17(S 01), 8-12.

Krämer, A. (2012): Dermatophytose bei Meerschweinchen und Kaninchen Dissertation, lmu München.

Kebble E, Meredith A. (2009): BSAVA Manual of Rodents and Ferrets. Gloucester: BSAVA: 107-122

Zinke, J. (2004): Ganzheitliche Behandlung von Kaninchen und Meerschweinchen: Anatomie, Pathologie, Praxiserfahrungen. Georg Thieme Verlag.