Schimmelpilze im Heu können die Meerschweinchen krank machen.

Mykotoxine sind Schimmelpilzgifte, die auf dem Feld, beim Transport oder bei der Lagerung des Futters entstehen und zu Vergiftungen führen können. Die Krankheit wird Mykotoxikose genannt.

Schimmelpilze können teils gegen Bakterien oder andere Erreger wirken und diese verdrängen, deshalb werden manche als Antibiotikum eingesetzt (z.B. Penicillin, Cephalosporin).

Was enthält Schimmelpilze und Toxine?

Futtermittel, Einstreu & Co. sollten aus einer guten Quelle stammen und trocken gelagert werden, damit sich keine Schimmelpilze bilden.

  • Heu
  • Stroh
  • Trockenkräuter
  • Trockenfutter
  • Gemüse
  • Obst
  • Saaten, Getreide…
  • Einstreu
  • Innenräume oder (geschlossene) Gehege(bereiche)
  • Feuchtes Holz, z.B. durch Erdkontakt

Schimmel im Heu?

Heu sollte immer genau geprüft werden, bevor es verfüttert wird. Idealerweise wird vom Hersteller eine Probe ins Labor geschickt. Aber schon die Prüfung mit allen Sinnen kann Schimmel aufdecken.

Hinweise auf Schimmel im Heu:

  • Klammes oder feuchtes Heu
  • weißlich-gräuliche Nester
  • Muffiger oder schimmeliger Geruch
  • Schwarze Verfärbungen
Schimmel in Innenräumen können zu schweren Symptomen führen.

Es lauern weitere Gefahren im Heu (z.B. Giftpflanzen), hier sind Infos wie man sie erkennt: Heu

Wie werden Schimmelpilze erkannt? Diagnose

Schimmelpilze sind oft recht unauffällig und werden nicht nur über das Futter, sondern auch über die Atemluft aufgenommen. Bereits kleine Mengen können krank machen.

Oft erkranken zunächst Einzeltiere, manch ein Meerschweinchen scheint anfälliger als andere zu sein. Immunschwächen nutzen die Schimmelpilztoxine aus. So bleiben die Schimmelpilze und ihre Toxine meistens lange unentdeckt. Längerfristig erscheinen die Tiere krankheitsanfällig und es kommt immer wieder zu den untenstehenden Symptomen.

Schimmelpilze unter dem Mikroskop.

Bei einem Verdacht können Futtermittelproben ins Labor geschickt werden. Ein Tierarzt kann dazu beraten und evtl. bereits erste Proben mikroskopisch untersuchen. Auch eine pathologische Untersuchung kann Aufschluss geben, hier sollte der Verdacht auf dem Einsendeschein vermerkt werden um entsprechende Untersuchungen einzuleiten.

Schimmelpilztoxin-Erkrankungen erkennen: Symptome

Je nach Schimmelpilztoxin treten komplett andere Symptome auf. Aber all diese Symptome können auf Schimmelpilze zurückzuführen sein:

  • Allgemeinzustand, Verhalten: ruhiges, zurückgezogenes Verhalten, schlechte Futteraufnahme, verminderte Gewichtszunahme, wenig Reaktion auf die Umwelt, geringes Körpergewicht, teilweise kommt es zu Todesfällen nach 24-48 Stunden ohne weitere Symptome oder nach Symptomen, gestörte Bewegungskoordination/Schwanken etc., seltener Fieber, Anfälligkeit für Infekte, schlechte Immunsystem, mehr Durst, mehr Urinabsatz
  • Nervensystem: Krämpfe, Übererregbarkeit, Ataxie, Koma, Hirndrucksyndrom (Pressen des Kopfes gegen Hindernisse, Manegebewegungen), Facialislähmung (schiefe Schnute), Lähmungserscheinungen, Zuckungen, unwillkürliche Bewegungen oder Schütteln von Körperteilen oder dem ganzen Körper (Zittern), Koma, Hirndrucksyndrom (Pressen des Kopfes gegen Hindernisse, Manegebewegungen)
  • Oberer Verdauungstrakt: Entzündungen, Ödeme, Schwellungen und Nekrosen der Lippen- Mundschleimhaut, Kehlkopflähmung, Schlückstörungen, Geschwüre und Entzündungen im Maul, Speicheln, Entzündungen der Magen- und Dünndarmschleimhaut
  • Unterer Verdauungstrakt: Blähugen, Durchfall (zum Teil blutig), Enddarm-Vorfall, Darmentzündungen, Darminfektionen
  • Obere Atemwege: Atemnot oder Kurzatmigkeit, Nasenbluten, schnelles Atmen, Atemlähmung, Nasenausfluss, Maulatmung, bläuliche Schleimhäute
  • Herz, Kreislauf: Herz-, Kreislaufschwäche, schneller Herzschlag
  • Bewegungsapparat: Kalte Gliedmaßen, steife Gelenke, Lahmheit…
  • Augen, Augenlider: Bindehautentzündung, Sehstörungen bis Erblindung
  • Harntrakt: vermehrter Urinabsatz, vermehrtes Trinken, Nierenschäden
  • Fell, Haut, Schleimhäute: Entzündungen der Haut im Maul- und Kopfbereich, gelbliche Schleimhäute, Unterhaut-Blutungen, Schwellungen, weil sich Wasser im Gewebe ansammelt (z.B. als Folge der Leberschädigung), Wunden und Geschwüre, Nekrosen an Haut und Schleimhäuten vor allem im Kopfbereich, aber auch an anderen Körperpartien, Wunden an den Zitzen
  • Blut, Blutbildung: Gerinnungsstörungen und ein geschwächtes Immunsystem wegen Thrombopenie und Leukopenie, Anämie, Blutungen
  • Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation: Abgänge möglich, Abfall der Milchleistung, Feminisierung männlicher Tiere, Entzündungen der vaginalen Schleimhäute, Schwellung der Vulva, vergrößerte Milchdrüsen und Zitzen, Rückgang der Milchleistung oder fehlende Milchproduktion, Hyperöstrogenismus, verminderte Fruchtbarkeit, Wehenschwäche, Jungtiersterblichkeit, Missbildungen (Erbgutschäden)

Wichtige Vertreter Mykotoxin-produzierender Schimmelpilze:

  • Aspergillus spp.: Aflatoxine, Ochratoxine
  • Claviceps spp.: Ergotalkaloid
  • Fusarium ssp.: Trichothecene, Zearaleone, Fumonisine
  • Monascus spp.: Citrinin
  • Penicillium spp.: Ochratoxine, Citrinin, Patulin
  • Strachybotrys spp.: Satratoxine
Schimmelpilztoxin und SchimmelpilzeVorkommen(Gift-)WirkungSymptome
Aflatoxine (Aspergillus spp.)Getreide, Mais, kontaminierte Räume (Hautkontakt, Atemwege)hepatotoxisch, karzinogen, akute Toxizität, Aflatoxin B1 = stärkstes mykotisches KarzinogenDurchfall, blutiger oder schwarzer Kot, Atemnot, blasse oder gelbliche Schleimhäute, Blutarmut, Wasser im Bauch, Blutgerinnungstörungen, Immunchwäche, schlechte Nahrungsafnahme, Abmagerung, Störung der Bewegungskoordination, im Kreis laufen, plötzliche Todesfälle, Zähneknirschen, Zucken der Ohren oder anderer Körperregionen, Zittern, Speicheln, Schaum am Maul, Durchfall, starke, Enddarmvorfall, trockene, entzündete Bindehaut, Erblindung, Hautentzündung, Unterhautblutungen (Hämatome), Blutungen, Blutarmut, reduzierte Milchabgabe, Fehlgeburten, gestörte Blutgerinnung, schlechtes Immunsystem
Alternariol (AOH) (Alternaria spp.)
Alternariolmonomethylether (AME) (Alternaria spp.)
Obst, Gemüse, Hirse, NüssemutagenAnorexie, Ataxie, Apathie, Festliegen, Koma, Hirndrucksyndrom (Pressen des Kopfes gegen Hindernisse, Manegebewegungen), Anorexie, Gewichtsverlust; Depression, Festliegen, Tod; bei der Lungenform anfangs Rastlosigkeit, Bei Lungenform sich schnell verschlimmernde Tachypnoe und terminal Dyspnoe und Maulatmung, Krämpfe, Tremor, Übererregbarkeit, Bei Leberform Ikterus, bei Lungenform terminal Zyanose (bläuliche Schleimhäute)
Pharynxparalyse, Schlückstörungen, Sehstörungen bis Erblindung, Ikterus, Ödeme (als Folge der Leberschädigung), Schwitzen, Gelegentlich kommt es zu Gerinnungsstörungen (wegen Leberschädigung)
Citrinin (Aspergillus ochraceus, Penicillium citrinum)Getreidehepatotoxisch, nephrotoxisch, karzinogen
Deoxynivalenol (DON) (Fusarium culmorum, Fusarium graminearum)Mais, Weizen, Gerste und Hafer
gastrointestinaler Reizstoff
Fumonisine (Fusarium ssp.)Mais, Getreidemöglicherweise karzinogen, teratogen
Kojisäure (Aspergillus ssp. Penicillium spp.)Maisschwach mutagen, mäßig antibiotisch, im Tierversuch (i.p.) epilepsieartige Symptome
Moniliformin (Fusarium ssp.)Mais, Gerstegastroenteritisch, hämorrhagisch
Nivalenol (Fusarium culmorum)Mais, Gerste, Weizenhämorrhagisch
Ochratoxin A (OTA) (Aspergillus ochraceus, Penicillium viridicatum)Mais, Weizennephrotoxisch, dermatotoxisch, karzinogen
Patulin (Penicillium spp.)Apfelhämorrhagisch, ödematös, im Tierversuch (sc.) karzinogen
Satratoxine (Stachybotrys chartarum, Stachybotrys atra)Heu und vor allem Stroh (vor allem Lagerung im Freien im Winter!), Trockenkräuter, Wasserschäden im Raumsystemische VergiftungserscheinungenAnorexie, Depression, seltener Fieber, Stomatitis, Nekrosen der Mundschleimhaut, Salivation, Bei längerer Exposition: Kolik, Gastroenteritis, Durchfall, Dyspnoe, Nasenbluten, Herz-, Kreislaufschwäche, Konjunktivitis, Entzündungen der Haut im Kopfbereich, Ödeme (Nilpferdkopf), Hautexsudate mit massiven, borkigen Auflagerungen an Lippen und Nüstern,  punktförmige Einblutungen, Gerinnungsstörungen und Immunsuppression wegen Thrombopenie und Leukopenie,
Aborte möglich, Tod, Unruhe, Schleimhautnekrosen, Nasenbluten
Sterigmatocystin (Aspergillus)Gerste, Mais, Weizen, Reiskarzinogen, hepatotoxisch, nephrotoxisch
Tenuazonsäure (Alternaria alternata)Apfel, Tomateantiviral, geringe Toxizität, hemmt Proteinbiosynthese
Trichothecene (hauptsächlich Fusarium-Arten, auch Cephalosporium, Stachybotrys, Trichoderma)Getreide, kontaminierte Räume (via Hautkontakt und Atemwege)Vielfältig, Heu und StrohAnorexie, Facialislähmung möglich, Lippenödem, ulcerierende Stomatitis, Salivation, Stomatitis, Nekrosen der Mundschleimhaut, Salivation, Bei längerer Exposition: Kolik, Durchfall (zum Teil blutig), Dyspnoe, Nasenbluten, Herz-, Kreislaufschwäche, Konjunktivitis, Entzündungen der Haut im Kopfbereich, Gerinnungsstörungen und Immunsuppression wegen Thrombopenie und Leukopenie, Aborte möglich, Abfall der Milchleistung
Gastroenteritis, Durchfall,  Dyspnoe, Sehstörungen bis Erblindung,
Gerinnungsstörungen mit Hämorrhagien
  
Verruculogen (Penicillium verrucosum, Aspergillus fumigatus)Getreidetremorgen, vermutlich tumorfördernde Wirkung
Zearalenon (ZEA), F-2 Toxin (Fusarium spp.)Gerste, Hafer, Hirse, Mais, Nüsse, Roggen, Sesam, Weizen, Silage, Kontaminierte Räume (via Hautkontakt und Atemwege)Wirkung als Östrogen, Unfruchtbarkeit

Was kann man tun? Therapie

Die Tiere müssen sofort aus der infizierten Umgebung genommen werden!

Die Meerschweinchen sofort aus der kontaminierten Umgebung entfernen und anderweitig unterbringen.

Antimykotika (topisch und systemisch) bekämpfen zwar nicht die Symptome, aber können den Schimmel abtöten. Sie müssen langwierig verabreicht werden.

Darüber hinaus sollte symptomatisch behandelt werden, d.h. bei einer Aufgasung mit Verdauungsmedikamenten, Organschäden mit Infusionen usw.

Achtung: auch für den Menschen sind Schimmelpilz-Toxine Krankmacher! Kontakt sollte daher vermieden werden.

Desinfektion der Umgebung

Wasserstoffperoxid: sehr wirksam und zerfällt zu Wasser und Sauerstoff (unbedenklich für uns und die Tiere)

Chlorbleiche (Natriumhypochlorit): sehr wirksam, aber gesundheitsschädlich. Nur auf komplett abwaschbaren Untergrund anwenden, nicht an Holz, da es angefressen werden kann.

Vorsichtmaßnahmen

  1. Schutzhandschuhe tragen
  2. Schimmelpilz nicht bloßen Händen berühren
  3. Atemschutzmaske tragen (mindestens FFP2, besser FFP3), Schimmelpilzsporen nicht in großen Mengen einatmen.
  4. Dichtschließende Schutzbrille tragen
  5. Alles anschließend gründlich waschen oder entsorgen, auch die Kleidung!