Meerschweinchen-Leukose wird weder von Tier zu Tier, noch auf den Menschen übertragen.

Die Meerschweinchenleukose oder -leukämie ist eine virusbedingte Infektionskrankheit der Meerschweinchen, die mit einer stark vermehrten Bildung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und vergrößerten Lymphknoten einhergeht.

Entstehung und Übertragung: Wie stecken sie sich an?

Erreger der Meerschweinchenleukose ist ein Gammaretrovirus, das Guinea pig type-C-Oncornavirus.

Die Infektion erfolgt im Mutterleib über die Plazenta. Auch eine Übertragung über die Muttermilch wird diskutiert, ist aber umstritten. Die Inkubationszeit der Erkrankung ist unbekannt, kann aber mehrere Jahre betragen.

Symptome: Wie erkennt man die Leukose?

Die Meerschweinchenleukose betrifft meist Meerschweinchen ab einem Alter von zwei Jahren, sie beginnt meistens schleichend und zeigt sich wie folgt:

  • Appetitlosgkeit, Fressunlust (durch vergrößerte Darmlymphknoten)
  • Abgeschlagenheit, Zurückgezogenheit, Verhaltensänderung, Apathie, ruhige Tiere
  • Vergrößerung der Lymphknoten beim Abtasten
  • Störungen beim Kotabsatz (durch vergrößerte Darmlymphknoten)
  • Manchmal haben betroffene Meerschweinchen verdickte und entzündete Bindehäute am Auge (Konjunktivitis)
  • Gelegentlich treten auch Atembeschwerden infolge eines Thoraxergusses auf
  • Organveränderungen an Leber, Milz und Nieren, besonders Tumoren

Symptomatisch fallen die Tiere durch generalisiert vergrößerte Lymphknoten auf, die besonders im ventralen Halsbereich, in den Achseln und Kniefalten bis auf pflaumengröße und mehr anwachsen können. Manche Meerschweinchen bleiben in diesem Zustand über Monate bis Jahre. Erst eine Generalisierung der Lymphknotenschwellungen besonders bei den Darmlymphknoten führt zur Beeinträchtigung der Verdauung, der Futteraufnahme und des Kotabsatzes. Häufig sind auch die inneren Organe wie Leber, Milz und Nieren leukotisch verändert, so dassnur die Euthanasie als Ausweg bleibt.

Wo hat ein Meerschweinchen Lymphknoten?

Neben den Blutgefäßen und Nerven, durchziehen Lymphbahnen den Körper, das Lymphsystem ist ein wichtiger Teil der Immunabwehr des Körpers. Lymphknoten sind kleine Gewebeknoten und Teil des Lymphystems. Sie filtern Bakterien, Fremdkörper und andere schädliche Stoffe aus der Lymph-Flüssigkeit heraus und zerstören sie. Die so gereinigte Flüssigkeit gelangt danach über die größeren Lymphgefäße zurück ins Blut.

Meerschweinchen haben folgende tastbare Lymphknoten:

  • Beidseitig am Ohransatz: Ohrspeicheldrüsen-Lymphknoen (Lymphonodus partideus)
  • Beidseitig unter dem Ohr am Hals die Halslymphknoten (Lymphonodus retropharyngeus medialis)
  • Beidseitig auf Höhe der Schulter von innen Achselhöhlenlymphknoten (Lymphonodus axillaris accessorius)
  • Beidseitig an der Innenseite des Hinterbein-Ansatzes die Leistenlymphknoten (Lymphonodus inguinales superficiales)
  • Beidseitg auf Höhe des Knies an der Hinterseite des Beins die Knielymphknoten (Lymphonodus popliteus)

Meist handelt es sich um mehrere kleine runde bis ovale Lymphknoten, die in Fett eingelagert sind und dadurch sich wie ein höchstens erbsengroßer Knoten tasten lassen. Bei Erkrankungen sind die Knoten sehr viel größer, teils bis zu pflaumengroß.

Zu einer Vergrößerung der Lymphknoten kann es nicht nur durch Leukose oder ein Lymphom, sondern auch durch eine Entzündung im Lymphknoten oder im Körper bzw. bösartigen Tumoren kommen.

Achtung: Bei sehr übergewichtigen Meerschweinchen besteht die Möglichkeit, dass die Achselhöhlen- und Kniefalten-Lymphknoten inmitten eines dicken Fettpolsters eingebettet sind, wodurch sie scheinbar stark vergrößert wirken, obwohl sie sich in einem normalen Zustand befinden. In solchen Fällen ist es empfehlenswert, die anderen Lymphknoten zu beurteilen

Diagnose

Die Diagnose von Leukose bei Meerschweinchen erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen meerschweinchenkundigen Tierarzt, dabei werden besonders die Lymphknoten genau abgetastet. Sind alle Lymphknoten vergrößert, ist das typisch für betroffene Meerschweinchen. Um eine Leukose von einer Lymphadenitis zu unterscheiden, wird ein Blutcheck vorgenommen. Im Blutbild zeigt sich eine Abnahme der Zahl der roten (Anämie) und eine starke Zunahme der weißen Blutkörperchen (Leukozytose). Bei einer Lymphadenitis findet sich hingegen eine verringerte Anzahl der Lymphozyten und eine Granulozytose.

Ein eindeutiger Nachweis ist nur durch eine Gewebeprobe (Biopsie) aus den Lymphknoten möglich. Meist wird eine Feinnadelbiopsie durchgeführt, für die keine Narkose notwendig ist.

Im Ultraschall lassen sich die Darmlymphknoten, Leber, Niere und Milz darstellen.

Behandlung

Leider gibt es keine spezifische Heilung für Leukose bei Meerschweinchen. Die Behandlung zielt hauptsächlich darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Tieres zu verbessern. Dies kann die Verabreichung von Medikamenten zur Schmerzlinderung und Unterstützung des Immunsystems umfassen.

Durch die Gabe von Interferon, Prednisolon (2 mg/kg 1 x täglich unter die Haut gespritzt oder eingegeben) und L-Asparaginase (400 IE/kg 1 x wöchentlich unter die Haut gespritzt)  kann der Krankheitsverlauf ggf. verlangsamt oder aufgehalten werden. Zudem sollte eine ausreichende Schmerztherapie (miestens Metamizol (Novalgin). Meloxicam (Metacam, Melosus, Meloxidyl) nie in Kombination mit Prednisolon!) erfolgen!

Sollte die Erkrankung weit fortgeschritten und keine Linderung mehr möglich sein, so sollte in Absprache mit dem meerschweinchenkundigen Tierarzt über da Einschläfern nachgedacht werden.

Quelle u.a.:

Ewringmann, A., & Glöckner, B. (2012): Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu: Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Georg Thieme Verlag.

Gabrisch K. und Zwart P. (Hrsg.) (2005): Krankheiten der Heimtiere. 6. Auflage, Schlütersche Verlagsgesellschaft, S. 59