Viele Halter spielen früher oder später mit dem Gedanken die Tiere, die sie so sehr lieben, auch selbst zu züchten. Doch beschäftigt man sich mit diesem umfangreichen Thema, wird vielen schnell klar – Zucht ist sehr viel mehr als nur „mal Babys haben“.
Die folgendenden Themen sollen aufzeigen, wie umfangreich und komplex das Thema Zucht wirklich ist und nur, wenn diese Punkte alle beachtet und umgesetzt werden, kann auch von einer seriösen Zucht gesprochen werden. Als Liebhaber sollte man heute sehr wachsam sein und auch einmal „Nein!“ zu einem Züchter sagen, der die Mindestanforderungen an Haltung und Fütterung nicht erfüllt. Die Nachfrage regelt das Angebot und so hat der Liebhaber maßgeblich die Qualität der Meerschweinchenzuchten in der Hand.
Ohne sofort auf das Nötige und sehr umfangreiche Vererbungswissen und das Wissen um Rassestandart und Zuchtmethoden einzugehen, beleuchten wir kurz die absolut grundlegendsten Fragen, über die sich ein Neuzüchter bereits lange vor der Anschaffung der Zuchttiere Gedanken machen sollte.
Übersicht über die Seite:
- Voraussetzungen für eine seriöse Zucht
- Tiere ohne Abstammungsnachweis und Tiere unbekannter Herkunft
- Tiere mit schweren, körperlichen Defekten und Missbildungen (Zahnfehlstellungen, Pfotenfehlstellungen, Kleinwüchsigkeit, Entropium etc.)
- Handaufzuchten/Päppelkinder
- Tiere mit Zuchtfehlern (Faltohren, Vielzehigkeit, Fettaugen, Fellfehler)
- Tiere, die bereits Probleme unter einer früheren Trächtigkeit/Geburt/Aufzucht hatten
- Tiere aus vorbelasteten Linien (Schilddrüsenerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Bindegewebsschwäche, Tumorerkrankungen, Zahnfehlstellungen etc.)
- Tiere mit charakterlichen Mängeln wie Aggressivität oder unnatürlich großem Angstverhalten
- Weiterführende Links
Voraussetzungen für eine seriöse Zucht
Platzbedarf:
Viele Meerschweinchen brauchen auch viel Platz. Bevor man züchtet, sollte man genau überlegen, ob man ausreichend Platz zur Verfügung hat. Viele bedenken dabei leider nicht, dass nicht immer die gewünschten Tiere fallen. Das bedeutet automatisch mehr Tiere, die ein gutes Zuhause suchen und oft findet sich dieses nicht sofort. Man muss also genug Platz haben, um alle Tiere solange gut unterzubringen, bis die Abgabetiere ein schönes Zuhause gefunden haben. Dabei muss natürlich jedes Tier genug Fläche (mind. 0,5 qm pro Tier), Versteckmöglichkeiten und mindestens einen Partner haben.
Das alles muss unbedingt vorher bedacht werden. Wer einen Stall für 30 Tiere baut und dann mit 30 Zuchttieren rechnet, wird schnell an seine Grenzen stoßen und dann leiden die Tiere darunter. In die Platzfrage sind neben den Zuchttieren auch Rentner und unvermittelbare Tiere sowie Ausweichgehege für Streit oder Rückläufer einzuplanen.
Jedes Tier muss solange artgerecht untergebracht werden, bis ein neues Zuhause gefunden wurde. Die schnelle und einfach Abgabe an Zoofachgeschäfte, Tierheime oder gar Reptilienhalter sollte für einen verantwortungsvollen Züchter absolut tabu sein.Wird so verfahren, um seinen Überschuss schnell loszuwerden, kann man das kaum Züchter nennen.
Finanzieller Background:
Auch gern vergessen wird der finanzielle Aufwand, der mit einer Meerschweinchenzucht einhergeht. Gerade Jugendliche neigen dazu, zu denken, dass sie ihr Taschengeld aufbessern könnten, in dem sie ihre Tiere verpaaren. Dieser Gedanke ist erst mal nachzuvollziehen, wenn man die Jungen doch für 20-30€ pro Tier verkaufen kann.
Viele Menschen denken auch immer noch, dass Züchter Profit aus den Tieren schlagen. Dem ist bei einer verantwortungsvollen und tiergerechten Zucht absolut nicht so.
Meerschweinchenzucht ist ein Hobby und wie alle Hobbys verursacht es Kosten, die durch die Verkaufstiere unmöglich zu decken sind.
Als Basis wird eine Stallanlage benötigt, die ausreichend Platz bietet und tiergerecht gestaltet ist. Hier gibt es, je nach Haltungsform, unterschiedliche Möglichkeiten, die natürlich auch unterschiedlich hohe Kosten verursachen. Dies kann für den Bau/Ausbau drei bis vierstellige Summen verschlingen. Dazu Einrichtungsgegenstände in Form von Raufen, Näpfen und Unterschlüpfen (Weidenbrücken, Häuschen, Kuschelsachen etc.). Die Naturmatieralien müssen nach einiger Zeit auch wieder gegen neue Gegenstände ausgetauscht werden, um die Hygiene im Stall zu gewährleisten.
Für die Einrichtung eines neuen Zuchtstalls ist mit durchschnittlichen Kosten von 1.000-4.000,- € zu rechnen.
Dazu kommen in der Zucht auch noch Kosten für tierärztliche Untersuchungen (regelmäßige Kotuntersuchungen) und Gesundheitsprophylaxe. Nicht zu vergessen sind auch evtl. auftretende Notfälle und Behandlungskosten. Ist z.B. ein Kaiserschnitt nötig, dann muss mit Kosten in Höhe von 300-600,-€ gerechnet werden. Und das ohne Gewähr, dass Muttertier und Junge gerettet werden können. Ein finanzielles Polster sollte also selbstverständlich vorhanden sein, um unvorhersehbare Kosten abzufangen.
Einzukalkulieren sind außerdem die Kastrationen der Jungböcke, die nicht zur Zucht herangezogen werden sollen. Im Sinne des Tierschutzes und in Hinblick auf das weitere Leben des Bockes sollten Böcke einer seriösen Zucht prinzipiell kastriert abgegeben werden (Abgaben an Züchter natürlich ausgenommen). Eine Kastrationskasse ist also sinnvoll. In dieser wird Geld für 3-6 Kastrationen zurückgelegt, um die Kastrationen abdecken zu können. Der Betrag für jeden verkauften Kastraten kommt zurück in diese Kasse. So schließt sich der Kreis und Kastrationen sind auch dann gewährleistet, wenn mal nur Böckchen fallen.
Kastrationen kosten je nach Standort 30-120,- €. Manche Tierärzte bieten Sonderkonditionen für Züchter an, aber im Schnitt ist mit 50,- € pro Bock zu rechnen. Die Schutzgebühr für die Vermittlung entspricht bei den meisten Züchtern der Kastrationsgebühr. Und so ist die Vermittlung der Kastraten ein finanzielles Nullgeschäft.
Weitere Kosten fallen für Seminare, eine eventuelle Vereinsmitgliedschaft, Züchterprüfung und Ausstellungen an. Auch ist in einigen Bundesländern ein Sachkundenachweis nach §11 TierSchG für die Zucht und den Verkauf von Tieren erforderlich, der bei einer zentralen Stelle bzw. dem Veterinäramt abgelegt werden kann und zwischen 80,- und 300,- € kostet.
Laufende Kosten für Einstreu, Futter und Pflege der Tiere sind selbstverständlich und sollen nur kurz erwähnt sein.
Stellt man diese Kosten nun den einigen wenigen Abgabetieren entgegen, wird schnell klar, dass sich mit diesem Hobby kein Geld verdienen lässt. Es ist eine Leidenschaft, die viel Zeit, Nerven und auch Geld verschlingt, damit es den Tieren an nichts fehlt.
Fachwissen und Sachkunde:
Als selbstverständlich anzusehen ist, dass man sich über die gehaltene Tierart ausführlich informiert, bevor man über deren Zucht nachdenkt. Ausführliche Informationen über Haltungsbedingungen, Verhalten, Ernährung und Vergesellschaftung müssen unbedingt vor Begin der Tierhaltung eingeholt werden und im Idealfall hat man auch schon einige Jahre Haltungserfahrung mit einer Tierart, bevor man sich zur Zucht entschließt.
Bevor man nun züchtet, sollte man sich unbedingt ein gewisses Grundwissen über die Genetik des Meerschweinchens aneignen. Ohne Wissen über Rassen, Farben und Vererbung wird man nicht wissen, welches Tiere man verpaaren muss, um das gewünschte Ziel zu erreichen, womit wir wieder bei der einfachen Vermehrung wären.
Lebenswichtig ist dieses Wissen vor allem in Hinblick auf Lethalfaktoren (Dalmatiner-, Schimmel-, Satinproblematik). Ohne sich ausreichend informiert zu haben, kann es hier bei falschen Verpaarungen zu sehr traurigen Ergebnissen kommen.
Hierfür bieten Vereine mittlerweile ein recht gutes Angebot an Präsenz- und Onlineseminaren (auch für Nicht-Mitglieder). Außerdem gibt es viele sehr anschauliche Internetseiten, besonders zum Thema Farbgenetik, auf denen man sich im Selbststudium informieren kann.
Als Neuzüchter ist es immer ratsam, sich eine Art Mentor zu suchen. Bestenfalls einen Züchter, der ähnliche Zuchtziele verfolgt und mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.
Rechtliches:
Die Regelungen zur Zucht von Kleinsäugern unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Man sollte sich mit seinem Zuchtwunsch daher an das zuständige Veterinäramt wenden und nachfragen, welche Anforderungen im Landkreis gestellt werden.
In manchen Regionen ist der Sachkundenachweis nach §11 TierSchG erforderlich, sobald Tiere gegen Geld vermittelt werden. Für die Finanzämter gilt eine Zucht erst dann als gewerblich, wenn mehr als 100 Jungtiere pro Jahr geboren oder mehr als 2.000,- € Umsatz gemacht werden. In manchen Regionen ist eine Anmeldung der Zuchtstätte beim Ordnungsamt erforderlich. Da es hier unterschiedliche Angaben zur Tierzahl und den Anforderungen an die Zuchtstätte gibt, ist es sinnvoll bei den zuständigen Behörden nachzufragen, um ein böses Erwachen im Nachhinein zu verhindern.
Entsorgung:
Oftmals unterschätzt ist auch die enorme Menge an Mist, die eine Meerschweinchenzucht abwirft. Hat man keine Möglichkeit große Mengen über einen Mist- oder Komposthaufen zu entsorgen, muss man sich informieren, wo in der Nähe Gartenabfälle entsorgt werden können. Die Entsorgung über die braune Tonne oder den Restmüll wird von den meisten Gemeinden nicht toleriert.
Bei Grünabfallsammelstellen zahlt man in der Regel pro m³ 3-5,-€ für die Entsorgung von Mist.
Je nach Einstreu- und Haltungsart ist eine Komplettreinigung des Geheges alle 7-21 Tage nötig. In dieser Zeit fallen je nach Gehegegröße und Tierzahl dementsprechend große Mengen Mist an. Die Entsorgung sollte unbedingt vorher geklärt werden.
Sollte man sich für Fleecehaltung entscheiden, sind der Arbeitsaufwand bei hohen Tierzahlen und viel Fläche ebenso wie die Energiekosten zu kalkulieren.
Zuchtbeginn
Hat man alle wichtigen Faktoren geklärt und umgesetzt, beginnt die Suche nach den Zuchttieren. Durch das Selbststudium der Rasse- und Farblehre hat man sich idealerweise auch bereits für ein Zuchtziel entschieden. Einsteigern in die Zucht ist anzuraten, sich auf bestehende und gut durchgezüchtete Linien zu konzentrieren und nicht gleich neue Rassen oder Farbkombinationen kreieren zu wollen. Dies ist natürlich reizvoll, ist aber in Anfängerhand selten von Erfolg gekrönt.
Ebenso sollte ein Neuzüchter nicht mit zu vielen Rassen und Farben beginnen, sondern vorerst eine kleine Zuchtgruppe (1,2 oder 2,2) gründen und sehen, wie es sich entwickelt. Wer am Anfang zu viele Tiere einkauft, stößt schnell an die Grenzen seiner Stallanlage.
Hat man sich für eine Rasse und Farbe entschieden, macht man sich auf die Suche nach Zuchttieren. Hierbei sollte man die Augen offen halten, nicht alles was als „Zuchtgruppe“ angeboten wird, entspricht auch dem Rassestandard. Bestenfalls findet man einen Züchter, bei dem man eine komplette Zuchtgruppe einkaufen kann und der einen im weiteren Verlauf auch unterstützt.
Quarantäne
Beim Zukauf neuer Tiere sollte in einer Zucht besonderes Augenmerk auf der Minimierung des Infektionsrisikos liegen. Bei der Planung der Zuchtanlage sollte also auch ein Bereich entstehen, der abgetrennt von der eigentlichen Anlage die Möglichkeit bietet, Tiere für einige Wochen artgemäß unterzubringen.
Zugekaufte Tiere werden vorerst in einem Quarantänegehege untergebracht. Es ist ratsam, immer eine Sammelkotprobe der Tiere untersuchen zu lassen, damit man sich nichts in die Stallungen einschleppt. Auch sinnvoll ist ein Schleimhautabstrich auf Chlamydien und Mykoplasmen. Dies ist zwar recht kostspielig, kann aber gerade bei Tieren aus sehr großen Zuchten mit hoher Fluktuation Leben retten. Außerdem sollte eine mind. 4-wöchige Wartezeit eingehalten werden, in der das Tier mit einem Tier aus dem eigenen Bestand vergesellschaftet wird. Treten in dieser Zeit keine Erkrankungen zu Tage, kann das Tier in den Bestand aufgenommen werden.
Ganz auszuschließen sind latente Infektionen auch damit nicht, aber man minimiert das Risiko für den Gesamtbestand.
Zuchtreife
Trotz der sehr früh einsetzenden Geschlechtsreife ist es nicht anzuraten, Tiere bereits so jung zu verpaaren oder gar in der Zuchtgruppe aufwachsen zu lassen. Der Organismus der Tiere sollte Energie und aufgenommene Nährstoffe zuerst in die eigene Entwicklung und damit in eine stabile Basis stecken können. Es ist immer wieder zu beobachten, dass Weibchen die zu jung gedeckt wurden in ihrer eigenen Entwicklung zurückbleiben oder es zu schweren Komplikationen unter Trächtigkeit und/oder Geburt kommt. Ebenso fehlt jungen Weibchen nicht selten die geistige und soziale Reife, was sich negativ auf die Aufzucht der Jungtiere auswirken kann. Zur Zuchtreife gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Jeder Züchter macht seine Erfahrungen und nicht zuletzt spielen auch Haltung und Fütterung eine wichtige Rolle. Vor dem 6. Lebensmonat sollte ein Weibchen nicht verpaart werden und dann auch nur, wenn es bei guter Kondition ist. Pauschale Gewichtsangaben sind hier recht schwierig (auch wenn sie immer wieder gern gemacht werden), weil unsere Haus- und Rassemeerschweinchen teilweise auch recht groß werden, fällt das Gewicht der optimalen Zuchtkondition doch sehr unterschiedlich aus.
Auch Böcke sollten nicht zu früh in die Verpaarung gesetzt werden. Zwar sind keine gravierenden körperlichen Schäden zu erwarten, aber auch hier sollte der individuellen Entwicklung genügend Raum gelassen werden. Ein Bock der später in die Zucht gehen soll muss genauso sorgfältig sozialisiert werden und in artgerechter Haltung zusammen mit anderen (älteren) Böcken und Kastraten aufwachsen dürfen. Sollte ein Jungbock aus zuchtmethodischen Gründen sehr früh eingesetzt werden, ist zu beachten, dass es für den kleinen Körper großen Stress bedeutet. Es ist möglich, dass erfahrene Weibchen sich nicht von einem Jungspund decken lassen oder er sich durch seine Unerfahrenheit körperlich übernimmt und so Entwicklungsverzögerungen eintreten. Auch für die Sozialisierung auf gleichgeschlechtliche Partner ist diese Vorgehensweise nicht optimal und sollte gut überlegt sein.
Kauft man recht junge Zuchttiere ein, so muss für beide Geschlechter eine gut strukturierte Liebhaber-/Rentnergruppe vorhanden sein, in der die Jungtiere bis zur Zuchtreife aufwachsen können.
Zuchteignung
Grundsätzlich muss natürlich gelten, dass nur mit gesunden Tieren gezüchtet wird. Gesund bedeutet in diesem Sinne nicht nur frei von Gebissfehlstellungen, Missbildungen und offensichtlichen Fehlern (Faltohren, Vielzehigkeit, Fehlwirbel etc.), sondern auch, dass die Tiere bei optimaler Kondition sein müssen, ein gutes Immunsystem ausbilden konnten und keine charakterlichen Mängel aufweisen.
Außerdem müssen in der Rassezucht die äußeren Merkmale beachtet werden, sodass nur qualitative Verpaarungen gesetzt werden. Nur bei entsprechender Auswahl der Zuchttiere werden Nachkommen fallen, bei denen zu erwarten ist, dass diese dem Standard entsprechen und somit zum Erhalt und der Verbesserung der Rassen eingesetzt werden können. Liebhaberverpaarungen (Vermischung von unpassenden Rassen und Farben) ohne sinnvolles Zuchtziel, sind als Vermehrung zu werten und haben nichts mit zielgerichteter Zucht zu tun.
Nicht zur Zucht geeignet sind:
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Tiere ohne Abstammungsnachweis und Tiere unbekannter Herkunft
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Tiere mit schweren, körperlichen Defekten und Missbildungen (Zahnfehlstellungen, Pfotenfehlstellungen, Kleinwüchsigkeit, Entropium etc.)
-
Handaufzuchten/Päppelkinder
-
Tiere mit Zuchtfehlern (Faltohren, Vielzehigkeit, Fettaugen, Fellfehler)
-
Tiere, die bereits Probleme unter einer früheren Trächtigkeit/Geburt/Aufzucht hatten
-
Tiere aus vorbelasteten Linien (Schilddrüsenerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Bindegewebsschwäche, Tumorerkrankungen, Zahnfehlstellungen etc.)
-
Tiere mit charakterlichen Mängeln wie Aggressivität oder unnatürlich großem Angstverhalten
Zuchtpausen
Einem Weibchen sollte zwischen zwei Würfen eine Zuchtpause von mindestns 6 Monaten, maximal aber 12 Monaten gewährt werden. Die Länge der Pausen ist recht umstritten. Oft wird als Argument angebracht, dass die Weibchen nicht zu schwer werden dürfen, damit das Toxikoserisiko nicht ansteigt. Bei artgemäßer Haltung und fertigfutterfreier Fütterung ist allerdings auch bei längeren Pausen keine Verfettung der Tiere zu erwarten. Die Kondition muss dennoch immer individuell im Auge behalten werden und je nach Zustand des Weibchens entschieden werden, ob und wann es wieder verpaart wird. Bei ausreichenden Pausen und genügend Zeit für die eigene Entwicklung kann ein Weibchen ca. 3 Würfe aufziehen, bevor es in Rente geschickt werden sollte.
Bei Böcken gibt es auch hier eigentlich keine Einschränkungen. Allerdings ist es anzuraten, auch sie im Alter von ca. 3 Jahren in Rente zu schicken. Wenn man sie nicht dauerhaft zur Zucht halten möchte, wäre das ein gutes Alter, sie noch kastrieren zu lassen. Züchtet man mit Böcken bis ins hohe Alter, sollte man besonderen Augenmerk auf die Kondition während der Verpaarungen haben.
Vereinzugehörigkeit?
Oftmals wird das Argument angebracht, dass man eine seriöse Zucht daran erkennt, dass sie einem Verein angehört. Natürlich zeigt eine Vereinszugehörigkeit, dass es grundlegend in die richtige Richtung geht und es sich vermutlich nicht um einen Hinterhofvermehrer handelt.
Allerdings sollte unter der Definition „seriös“ auch immer das Gesamtbild betrachtet werden. Leider sagen weder eine bestandene, vereinsinterne Züchterprüfung, noch Pokale oder Schleifchen etwas über die Tierhaltung, Fütterung und Pflege aus.
So muss auch immer bedacht werden, dass es in den Vereinen zwar Empfehlungen, aber keine klaren Regelungen und Kontrollen der Mitglieder gibt. Besonders was die Stallanlagen angeht, sind hier bereits beim Stöbern durch die Homepages vieler Züchter Defizite zu erkennen.
Ob ein Züchter Vereinsmitglied ist oder nicht sollte daher nur ein kleiner Anhaltspunkt bei der Einschätzung sein. Es gibt durchaus auch sehr gute und tiergerechte Zuchten, die bewusst auf eine Mitgliedschaft in einem Zuchtverein verzichten, eben weil sie nicht demselben Verband angehören möchten wie ein Züchter, der seine Tiere in Kotwannensystemen unterbringt.
Auch hier sind die Interessenten wieder gefragt, nur bei wirklich tiergerechten Zuchten zu kaufen und nicht die Falschen zu unterstützen. Qualitätssiegel, an denen man eine seriöse Zucht erkennen kann, gibt es leider nicht. Hier muss jeder selbst die Augen offen halten.
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