Kritikpunkte am Buch

Auch die ganz Kleinen haben es verdient, eine zeitgemäße Haltung und Ernährung nach wissenschaftlichen Kenntnisstand zu erhalten. Das ist mein stetiger Antrieb für dieses Projekt und auch das Meerschweinchenbuch!

Kritik: UVB-Lampen sind nicht notwendig, da Meerschweinchen ihren Vitamin D Bedarf über Heu decken

Dazu wurde auf folgendes Zitat verwiesen: „Durch die Trocknung verlieren Pflanzen ihren UV-Schutz aus Carotinoiden wodurch aus dem Provitamin Ergostol mehr Vitamin D2 entstehen kann (Greissinger 2004). Nach Allemann (1942) enthalten frische Kleeblätter 0,26 IE Vitamin D pro g Trockensubstanz, im Schatten getrocknete Kleeblätter 0,1 IE pro g/TS und in der Sonne getrocknete Kleeblätter ca. 1 IE oder mehr pro g/TS. Nach Greissinger (2004) enthält Heu mit niedrigem Rohfaseranteil eine größere Vitamin D-ähnliche Wirksamkeit als Heu mit hohem Rohfaseranteil.“ Quelle (gibt es seit einigen Monaten nicht mehr)

Meine Antwort: Es wäre toll, wenn man mit Heu den Vitamin D Bedarf beim Meerschweinchen decken könnte.

Bedarf beim Meerschweinchen in jedem Kilo Futter: 750 IE/kg uS (Meyer 2014)

FuttermittelVit. D in IE/kg uS
Grünfutter Weide, jung30–50
Grünfutter älter50
Klee, frisch265
Kleeheu im Schatten getrocknet103
Kleeheu in Sonne getrocknet950-1390 (je nach Ort/Sonneneinstrahlung)
Heu, unterdachgetrocknet200
Heu, gut, sonnengetrocknet500–1000
Klee- und Luzerneheu200
Möhren, rot0
Möhren, gelb0
Fettlösliche Vitamine. In: Coenen M, Vervuert I, Hrsg. (2019): Pferdefütterung. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme
Allemann (1942): Über die Bedeutung des Vitamin D bei der Ernährung des Rindes unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses verschiedener Konservierungsverfahren auf die Vitamin D-Wirkung von Grünfutter

Eine reine Heuernährung ist beim Meerschweinchen nicht geeignet, sie sollten den Hauptanteil der Nahrung mit Grünfutter zu sich nehmen. Im Winter ist das Blattgemüse, Kräuter & Co., im Sommer idealerweise Grünfutter von draußen.

Das gekaufte Heu, das wir im Zoohandel in Tütchen erwerben, und das die Meerschweinchen auch gerne fressen, ist künstlich getrocknet, also mit geringen Vitamin D Gehalt. Heu von Bauern, das komplett in der Sonne getrocknet wurde (und nicht am Ende unterm Dach, das verringert den Vitamin D Gehalt!), hat einen recht hohen Vitamin D Gehalt, es ist hell/ausgebleicht, eher gelblich und nicht grün, im Zoohandel finden wir es fast nie.

Wir gehen also davon aus, dass höchstens ein Drittel der Nahrung Heu ist und rechnen damit versch. Rationen durch:

Winterfutter

1/3 Heu aus dem Zoohandel, 2 Drittel Gemüse und Kräuter etc. = ca. 67 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

1/3 Heu rein sonnengetrocknet, 2 Drittel Gemüse und Kräuter etc. = ca. im Mittel 390 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

Sommerfutter

100% Wiese = 30-50 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

1/3 Heu aus dem Zoohandel, 2 Drittel Wiese = ca. 93 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

1/3 Heu rein sonnengetrocknet, 2 Drittel Wiese = ca. im Mittel 417 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

Fazit: Egal mit welcher Ernährung, der Bedarf an Vitamin D lässt sich nicht durch den Heuanteil decken.

Warum füttern wir dann unsere Meerschweinchen nicht mit 100% sonnengetrockneten Heu?

Heu ist ein Naturprodukt, der Vitamin D Gehalt schwankt beachtlich, die Werte geben uns somit nur einen Anhaltspunkt. Aber selbst wenn wir unsere Meerschweinchen so ernähren würden, hätten sie zwar wahrscheinlich genug Vitamin D, aber einen Mangel an sehr vielen anderen Vitaminen (Beta-Carotin (Vitamin A Vorstufe), Vitamin E), Proteinen usw. und einen Überschuss an Mineralien (Urolithiasis-Gefahr!), denn die anderen Nährstoffe leiden sehr stark unter der Trocknung.

Daraus ergibt sich die Empfehlung:

  • Täglich/regelmäßig direktes Sonnenlicht (ohne Fensterglas dazwischen)
  • UVB Lampen in Innenhaltung ohne diese Möglichkeit

Weiterführende Infos zu UVB Lampen und Vitamin D Quellen

Quellen u.a.:

Allemann (1942): Über die Bedeutung des Vitamin D bei der Ernährung des Rindes unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses verschiedener Konservierungsverfahren auf die Vitamin D-Wirkung von Grünfutter

Coenen M, Vervuert I, Hrsg. (2019): Pferdefütterung. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme

Greissinger C. (2004): Bestimmung der Vitamin D – Aktivität von calcinogenen Pflanzen im Wachteleischalentest, Dissertation, München

Meyer, H (2014): Supplemente zur Tierernährung: für Studium und Praxis

Weitere Kritikpunkte werden nach und nach hier diskutiert werden.

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