Kritikpunkte am Buch

Auch die ganz Kleinen haben es verdient, eine zeitgemäße Haltung und Ernährung nach wissenschaftlichen Kenntnisstand zu erhalten. Das ist mein stetiger Antrieb für dieses Projekt und auch das Meerschweinchenbuch!

Kritik: UVB-Lampen seien nicht notwendig, da Meerschweinchen ihren Vitamin D Bedarf über Heu decken würden

Dazu wurde auf folgendes Zitat verwiesen: „Durch die Trocknung verlieren Pflanzen ihren UV-Schutz aus Carotinoiden wodurch aus dem Provitamin Ergostol mehr Vitamin D2 entstehen kann (Greissinger 2004). Nach Allemann (1942) enthalten frische Kleeblätter 0,26 IE Vitamin D pro g Trockensubstanz, im Schatten getrocknete Kleeblätter 0,1 IE pro g/TS und in der Sonne getrocknete Kleeblätter ca. 1 IE oder mehr pro g/TS. Nach Greissinger (2004) enthält Heu mit niedrigem Rohfaseranteil eine größere Vitamin D-ähnliche Wirksamkeit als Heu mit hohem Rohfaseranteil.“ Quelle (gibt es seit einigen Monaten nicht mehr)

Meine Antwort: Es wäre toll, wenn man mit Heu den Vitamin D Bedarf beim Meerschweinchen decken könnte.

Bedarf beim Meerschweinchen in jedem Kilo Futter: 750 IE/kg uS (Meyer 2014)

FuttermittelVit. D in IE/kg uS
Grünfutter Weide, jung30–50
Grünfutter älter50
Klee, frisch265
Kleeheu im Schatten getrocknet103
Kleeheu in Sonne getrocknet950-1390 (je nach Ort/Sonneneinstrahlung)
Heu, unterdachgetrocknet200
Heu, gut, sonnengetrocknet500–1000
Klee- und Luzerneheu200
Möhren, rot0
Möhren, gelb0
Fettlösliche Vitamine. In: Coenen M, Vervuert I, Hrsg. (2019): Pferdefütterung. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme
Allemann (1942): Über die Bedeutung des Vitamin D bei der Ernährung des Rindes unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses verschiedener Konservierungsverfahren auf die Vitamin D-Wirkung von Grünfutter

Eine reine Heuernährung ist beim Meerschweinchen nicht geeignet, sie sollten den Hauptanteil der Nahrung mit Grünfutter zu sich nehmen. Im Winter ist das Blattgemüse, Kräuter & Co., im Sommer idealerweise Grünfutter von draußen.

Das gekaufte Heu, das wir im Zoohandel in Tütchen erwerben, und das die Meerschweinchen auch gerne fressen, ist künstlich getrocknet, also mit geringen Vitamin D Gehalt. Heu von Bauern, das komplett in der Sonne getrocknet wurde (und nicht am Ende unterm Dach, das verringert den Vitamin D Gehalt!), hat einen recht hohen Vitamin D Gehalt, es ist hell/ausgebleicht, eher gelblich und nicht grün, im Zoohandel finden wir es fast nie.

Wir gehen also davon aus, dass höchstens ein Drittel der Nahrung Heu ist und rechnen damit versch. Rationen durch:

Winterfutter

1/3 Heu aus dem Zoohandel, 2 Drittel Gemüse und Kräuter etc. = ca. 67 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

1/3 Heu rein sonnengetrocknet, 2 Drittel Gemüse und Kräuter etc. = ca. im Mittel 390 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

Sommerfutter

100% Wiese = 30-50 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

1/3 Heu aus dem Zoohandel, 2 Drittel Wiese = ca. 93 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

1/3 Heu rein sonnengetrocknet, 2 Drittel Wiese = ca. im Mittel 417 IE je Kilo, also ein Vitamin D Mangel

Fazit: Egal mit welcher Ernährung, der Bedarf an Vitamin D lässt sich nicht durch den Heuanteil decken.

Warum füttern wir dann unsere Meerschweinchen nicht mit 100% sonnengetrockneten Heu?

Heu ist ein Naturprodukt, der Vitamin D Gehalt schwankt beachtlich, die Werte geben uns somit nur einen Anhaltspunkt. Aber selbst wenn wir unsere Meerschweinchen so ernähren würden, hätten sie zwar wahrscheinlich genug Vitamin D, aber einen Mangel an sehr vielen anderen Vitaminen (Beta-Carotin (Vitamin A Vorstufe), Vitamin E), Proteinen usw. und einen Überschuss an Mineralien (Urolithiasis-Gefahr!), denn die anderen Nährstoffe leiden sehr stark unter der Trocknung.

Daraus ergibt sich die Empfehlung:

  • Täglich/regelmäßig direktes Sonnenlicht (ohne Fensterglas dazwischen)
  • UVB Lampen in Innenhaltung ohne diese Möglichkeit

Weiterführende Infos zu UVB Lampen und Vitamin D Quellen

Quellen u.a.:

Allemann (1942): Über die Bedeutung des Vitamin D bei der Ernährung des Rindes unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses verschiedener Konservierungsverfahren auf die Vitamin D-Wirkung von Grünfutter

Coenen M, Vervuert I, Hrsg. (2019): Pferdefütterung. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme

Greissinger C. (2004): Bestimmung der Vitamin D – Aktivität von calcinogenen Pflanzen im Wachteleischalentest, Dissertation, München

Meyer, H (2014): Supplemente zur Tierernährung: für Studium und Praxis


Mein Anliegen ist es, eine artgerechte Haltung, die unseren Meerschweinchen gerecht wird, so dass wir viel Freude im Umgang und bei der Haltung haben, zu vermitteln.

Kritik: Vergesellschaftungen auf neutralen Gebiet seien für Meerschweinchen nicht nötig

Begründet wurde diese Aussage mit der Info: „Deine Ansicht ist leider etwas veraltet und keine mir bekannt Nothilfe oder Pflegestelle vergesellschaftet heute noch so.“

Um der Kritik nachzugehen, habe ich daraufhin sehr viele Nothilfen kontaktiert und mich zu diesem Thema ausgetauscht. Fast alle gaben an, dass sie in der Beratung individuell entscheiden, ob eine Vergesellschaftung auf neutralen Grund notwendig ist oder nicht. Besonders empfohlen wurde sie dabei bei engen und verwinkelten Gehegen, Böckchengruppen und schwierigen Vergesellschaftungen/Charakteren. Lediglich eine Nothilfe gab an, dass sie pauschal zu einer Vergesellschaftung ohne neutralen Grund raten (diese Nothilfe vermittelt allerdings nicht in Böckchengruppen) und eine andere sprach hingegen dafür aus, die Meerschweinchen grundsätzlich auf neutralen Grund zu vergesellschaften.

Das Thema Vergesellschaftung ist sehr komplex, im Buch musste ich es recht kurz halten, da jede Seite mehr bedeutet hätte, dass ich an anderer Stelle eine Seite einkürzen muss. Die Seitenanzahl war vom Verlag vorgegeben. Ausführlichere Informationen finden sich dazu auf unserer Website: https://meerschweinchenwiese.de/vergesellschaftung

Auf der Website habe ich dazu folgendes empfohlen:

„Sollen Böckchen zusammengeführt werden, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, die Tiere auf neutralem Boden zu vergesellschaften, da es aufgrund von Konkurrenzgehabe etwas heftiger zugehen kann. Kastrat und Weibchen können in großen Gehegen zusammengeführt werden. Hier geht es nur darum, den Neuankömmling in die Gruppe zu integrieren. Ist ein dominantes Weibchen dabei, das womöglich bisher nur unter Weibchen gelebt hat, kann die Vergesellschaftung auf neutralem Boden der bessere Weg sein.“

In der Wissenschaft gibt es wenige Informationen zur Vergesellschaftung, in der wissenschaftlichen Fachliteratur wird jedoch darauf hingewiesen, dass der erste Kontakt auf „neutralen Terrain“ (u.a. Schneider et al 2017) erfolgen sollte. Zudem ist das Aggressionsverhalten bei rivalisierenden Böckchen sehr gut erforscht und zeigt auf, dass hier die Vergesellschaftung problematisch sein kann (u.a. Sachser et al 1994).

Da das Buch sehr viele Anfänger lesen, erschien es mir beim Schreiben das Beste, den sichersten Weg zu wählen, und eine neutrale Vergesellschaftung zu empfehlen. Sollte es eine Überarbeitung geben, werde ich jedoch prüfen, ob ich es doch noch etwas differenzierter erklären kann und dafür eine andere Stelle einkürzen. Scheinbar scheint das Thema der Community sehr wichtig zu sein, dem möchte ich natürlich Rechnung tragen. Der Austausch in der Meerschweinchen-Community ist mir sehr wichtig, zusammen können wir uns für eine bessere Meerschweinchenhaltung und Informations-Vermittlung einsetzen.

Quellen u.a.:
Schneider B, Döring D, Hrsg. (2017): Verhaltensberatung bei kleinen Heimtieren. 1. Auflage. Stuttgart: Schattauer
Sachser, N., Lick, C., & Stanzel, K. (1994): The environment, hormones, and aggressive behaviour: a 5-year-study in guinea pigs. Psychoneuroendocrinology19(5-7), 697-707.


Kritik: Nippeltränke versus Napf

Die Kritik war wie folgt begründet: „Sicher kann man sich darüber streiten und sicher kann es kein Fehler sein Flasche und Napf anzubieten. Aber das natürliche Trinkverhalten von Wildmeerschweinchen ist das Ablecken von Tau von der Vegetation. Offenes Wasser kommt in den Habitaten der Tiere kaum vor und am Ostteil der Anden sind Regenfälle sehr selten. Eine Studie der Uni Zürich bestätigt, dass 9 von 10 Meerschweinchen Trinkflaschen bevorzugen.“

Absolut, das Thema Trinkflasche oder Napf ist umstritten und man kann darüber diskutieren, ob das eine oder andere empfehlenswerter ist.

Das Tschudi-Meerschweinchen (Wildmeerschweinchen, Vorfahre unserer Meerschweinchen) lebt in der Regel in der Nähe von Wasserstellen oder in Sumpfgebieten. Siehe Wildmeerschweinchen-Ernährung

Es gibt zwei Studien an Meerschweinchen zum Thema Nippeltränke versus Wassernapf, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen:

Die in der Kritik angegebene Studie wurde an 10 Meerschweinchen durchgeführt, die in einem Tierversuch in Stoffwechselkäfigen (Länge 53x43x40cm mit perforierten Metallboden und in der Mitte geteilt, also je Tier 26,5x43cm Grundfläche) auf engsten Raum gehalten wurden. In der Studie selbst wird am Ende erklärt, dass die höhere Wasseraufnahme verhaltensbedingt ist. Meerschweinchen nutzen die Nippeltränke anders als den Napf zur Beschäftigung. Die Gruppe, die sich ernährungsbedingt am besten mit Knabbern beschäftigen konnte, nahm mit der Nippeltränke kaum mehr Wasser auf als aus dem Napf. Im Versuch selbst war die Trinkwasseraufnahme in den engen Stoffwechselkäfigen signifikant höher als in einem größeren Haltungssystem. Unsere Hausmeerschweinchen werden weder alleine, noch auf 27x43cm gehalten. Deshalb kann man bei artgerechter Haltung diesen Unterschied nicht wirklich beobachten.

„Das Präferenzmuster bei den Meerschweinchen weist jedoch sowohl eine Präferenz für das Trinksystem auf, die es erfordert, mehr Zeit mit dem Trinken zu verbringen [Anmerkung: Nippeltränke] (Tschudin et al., 2011a) sowie eine höhere Wasseraufnahme lassen auf die Erfüllung einer aktivitätsbezogenen oralen Verhaltensmotivation schließen, die mit einem Mangel an Ballaststoffen in der Ernährung zusammenhängt, und nicht auf ein durstbedingtes physiologisches Bedürfnis. Dies erscheint umso deutlicher, als die Nahrung, die typischerweise die höchste Menge an Nagetier-spezifischer oraler Verarbeitung erfordert – ganzes Heu – die einzige war, bei der die Wasseraufnahme zwischen den Tränksystemen ähnlich war (Abb. 3). Eine vermutete Verhaltensmotivation für orale Verarbeitungsaktivitäten deckt sich mit der Beobachtung, dass Meerschweinchen immer zuerst die Heukomponente ihrer Nahrung zu sich nahmen, unabhängig von den anderen Nahrungsbestandteilen. Während für Meerschweinchen offenbar keine besonderen Stereotypien beschrieben wurden (Würbel, 2006 ), ist bei diesen Tieren besonders bekannt, dass sie dazu neigen, mit Nippeltrinkern zu spielen (Ediger, 1976 ; Harkness et al., 2013 ), und das wurde auch vermutet Mangelnde Beschäftigung, beispielsweise ausgelöst durch eine energiereiche Ernährung ohne zusätzliches Angebot an Ballaststoffen, kann zu Polydipsie führen (Wenger, 1997 ; Wolf et al., 2008 ). Dies hängt möglicherweise mit einer Ähnlichkeit der Bewegungen des Mundverarbeitungsapparats beim Kauen und Trinken aus einem Nippeltrinker zusammen. Das Trinkverhalten von Nippeltrinkern wurde als „Nagen“ beschrieben (Harper, 1976).). Gerstner und Goldberg ( 1989 ) zeigten in einer detaillierten Studie über die Kieferbewegungen bei der Manipulation von Nippeltränken, dass Meerschweinchen, die aus Nippeltränken trinken, ein typisches Muster aus vertikalen Kaubewegungen und herausgestreckter Zunge (d. h. eine Sequenz, die für das Kauen nicht typisch ist) unterbrochen werden ein Muster aus einer Kombination vertikaler und horizontaler Kieferbewegungen (dh eine für das Kauen typische Abfolge). Die Vermutung erscheint plausibel, dass Nippeltrinker daher als Auslöser für eine frustrierte Nag- und Kaumotivation dienen können. Die hohe Motivation von Meerschweinchen zur oralen Manipulation wurde auch als Grund für ihre Tendenz angesehen, in Abwesenheit von Heu das Fell von sich selbst oder Käfigkameraden zu kauen, was zu dem typischen Problem von Trichobezoaren führte (Gerold et al., 1997) .). Heu gilt auch als Prophylaxe gegen andere potenziell abnormale Verhaltensweisen bei Meerschweinchen wie Zähneklappern oder Stangenbeißen (Brandão und Mayer, 2011 ).“

Übersetzt aus Balsiger, A., Clauss, M., Liesegang, A., Dobenecker, B., & Hatt, J. M. (2017): Guinea pig (Cavia porcellus) drinking preferences: do nipple drinkers compensate for behaviourally deficient diets?. Journal of animal physiology and animal nutrition101(5), 1046-1056.

In einer weiteren Studie wurden sechs Meerschweinchen in eingestreuten Boxen unbekannter Größe gehalten. Zwei Meerschweinchen bevorzugten Wasserschüsseln, zwei bevorzugten Nippeltränken und zwei Meerschweinchen verwendeten beides und wechselten während des Versuchs ihre Präferenz (Hagen et al 2014). 

In artgerechten Haltungssystemen mit einer Ernährung, die ihr Kaubedürfnis stillt, eignen sich beide Tränkesysteme gleichermaßen um den Bedarf an Wasser zu decken. Warum empfehle ich dann im Buch den Napf?

Im Austausch mit Amtstierärzt*innen und in der jahrelangen Tierschutzarbeit fällt auf, dass die Nippeltränken dazu einladen, sie seltener zu reinigen, da das Wasser länger sauber ausschaut. In einen Napf landen häufiger Einstreu, Heuhalme usw., so dass Verschmutzungen zum Austauschen einladen. Die Nippeltränken sehen von außen länger sauber aus, innen sind sie jedoch ein Nährboden für Bakterien, die sich unsichtbar vermehren und die Meerschweinchen krank machen können. Gerade im Nippel selbst, der schwer zu reinigen ist, setzen sich gerne hartnäckige Verschmutzungen fest, die einen idealen Nährboden für Keime darstellen. Mittels eines Wattestäbchens für die Ohren kann man sehr eindrucksvoll sehen, dass kaum eine Flasche richtig gereinigt wird.

Ja, eine Nippeltränke eignet sich erst einmal genauso gut für die Trinkwasserversorgung unserer Meerschweinchen wie ein Napf, allerdings stellt sie hohe Anforderungen an die Haltenden, die diese regelmäßig und recht akribisch reinigen müssen, damit sie keine Gesundheitsgefahr für ihre Meerschweinchen darstellt.

Quellen u.a.:
Balsiger, A., Clauss, M., Liesegang, A., Dobenecker, B., & Hatt, J. M. (2017): Guinea pig (Cavia porcellus) drinking preferences: do nipple drinkers compensate for behaviourally deficient diets?. Journal of animal physiology and animal nutrition101(5), 1046-1056.
Hagen, K., Clauss, M., & Hatt, J. M. (2014): Drinking preferences in chinchillas (Chinchilla laniger), degus (Octodon degu) and guinea pigs (Cavia porcellus). Journal of animal physiology and animal nutrition98(5), 942-947.


Kritik: Volierendraht mit 12x12mm oder 16mm ist zu weit, er solle maximal 10x10mm Maschenweite aufweisen

„Nach der Empfehlung der meisten Beratungsseiten ist Volierendraht von max. 10 mm Maschenweite geeignet. Hier nur ein Beispiel: https://meerschweinchenzuflucht.de/ratgeber/aussenhaltung Insbesondere Mäuse können auch MS in Außenhaltung gefährlich werden und anseckende Krankheiten übertragen. 12 mm oder sogar 16 mm sind kein Problem für Mäuse und u.U. auch für das Mauswiesel.“

Kritik am Buch
Ein toter Mauswiesel, dessen Organe durch ein Wildtier gefressen wurden. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=tx709ztn8g4

Ich habe zur Drahtstärke und Maschenweite mit Wildtier-Auffangstationen gesprochen, die Marder, Füchse, Mauswiesel etc. in Volieren und Käfigen halten und daher genau wissen, welche Drahtstärken erforderlich sind damit die Tiere nicht entkommen. Diese Angaben eignen sich auch um diese Wildtiere aus einem Gehege auszusperren.

Die verlinkte Seite empfiehlt 10mm bei einer Drahtstärke von 1,2mm und verweist dafür auf Drahtexpress.de. Auf der Seite von Drahtexpress gibt es keinen Draht dieser Art, denn der 10mm Draht hat nur 0,9mm Drahtstärke. Und das ist das große Problem: Je enger die Maschenweite, desto dünner wird der Draht, so dass er dann wiederum nicht mehr stabil genug ist um z.B. Füchse, Hunde und Wölfe abzuhalten. Zudem ist sehr dünner Draht auch weniger langlebig als eine dicke Drahtstärke.

Mäuse: Jungtiere passen auch durch 8mm, je nach Statur der Maus ist ein sehr enger Draht erforderlich, um diese draußen zu halten. Ich hatte selbst einen 10x10mm Draht durch den Mäuse ein- und aus gingen und auch mal eine stecken geblieben und verendet ist. Wenn ich das Foto dazu finde, ergänze ich es hier noch. Allerdings haben diese engen Volierendrähte den Nachteil, dass sie extrem dünn, sind (Drahtstärke unter 1mm), also nicht stabil genug für Meerschweinchen! Mäuse aus dem Gehege draußen zu halten ist recht schwierig. Sie werden fast immer irgendwo einen Durchschlupf finden, z.B. wenn die Türe offen steht, oder sie buddeln sich unterirdisch durch, knabbern sich eine Ritze oder finden doch einen Durchschlupf. Mäuse sind wohl eher keine Gefahr für Meerschweinchen und greifen sie auch nicht an.
Nur wenige Krankheiten können von Mäusen übertragen werden, deshalb kann man sie (entgegen der weitläufigen Meinung) nicht als extreme Krankheitsüberträger ansehen. Die einzige Möglichkeit wäre, dass man einen Doppeldraht anbringt (einmal gegen Mäuse, einmal gegen Raubtiere, die Meerschweinchen gefährlich werden können), was allerdings extrem teuer und aufwändig wäre. Zudem zeigen die Erfahrungen, dass Mäuse im Gehege kein großes Problem darstellen, sofern man kein attraktives Futter (z.B. Trockenfutter) gibt.

Mauswiesel: Zur Sicherung vor Mardern und Mauswieseln hatte ich Rücksprache mit Auffangstationen für diese Tiere gehalten. Volieren die diese Tiere drinnen halten, halten sie auch draußen. Ich werde mich aber noch mal in Wildtierkreisen dazu austauschen. Mauswiesel haben einen so breiten Kopf, dass sie durch die empfohlenen Maße nicht durchpassen. So wurde es mir von den Fachleuten mitgeteilt. Rechts seht ihr ein Mauswiesel und einen Meterstab. 12mm entsprechen 1,2cm, die Mauswiesel sind kleine, taffe Jäger, aber nicht so klein dass sie durch so einen kleinen Draht passen würden.


Eine Studie zeigt, dass Meerschweinchen mit roten Augen viel empfindlicher auf Laute unterschiedlicher Lautstärke reagieren und sich das Gehör nach lauten Geräuschen innerhalb von 7 Tagen auch nicht mehr erholt, während es bei pigmentierten Tieren regenerationsfähig bleibt.
Conlee, J. W., Abdul-Baqi, K. J., McCandless, G. A., & Creel, D. J. (1986): Differential susceptibility to noise-induced permanent threshold shift between albino and pigmented guinea pigs. Hearing research23(1), 81-91.

Kritik: Erdbeeraugen/rote Augen sind keine Qualzuchten

Meerschweinchen mit roten Augen fehlt der Farbstoff im Auge, der es vor Licht schützt, dadurch reagieren sie empfindlicher auf Licht und sollten vorwiegend im Schatten gehalten werden. UVB-Lampen und helle Beleuchtungen sollten vermieden werden. Zudem sind diese Meerschweinchen sehr schnell geblendet und auch sehbehindert (kein dreidimensionales Sehen). Zahlreiche Studien zeigen, dass das fehlende Melanin (Farbstoff) diese Folgeerscheinungen im Auge zur Folge hat.

Es ist nachgewiesen, dass solche Meerschweinchen empfindlicher auf laute Geräusche reagieren und schneller Hörschäden bekommen. In der Kritik wurde dazu angemerkt, dass sie Studie dazu älter wäre. Natürlich ist es erstrebenswert, immer die aktuellsten Veröffentlichungen zu einem Thema heranzuziehen. Allerdings ist es in diesem Fall eben bereits sehr früh (1986) bewiesen worden und es liegen keine aktuelleren Studien vor.

Zudem wurde kritisiert, dass es sich dabei nicht um einen Gendefekt handeln würde. Ein Gendefekt ist ein Defekt (Schaden, Krankheit beim Tier), der genetisch bedingt ist, also vererbt wird. Das fehlende Melanin ist angeboren/genetisch und führt zu dem Defekt beim Tier, denn es kann dadurch schlechter sehen und hören.

Quellen u.a.:

Conlee, J. W., Abdul-Baqi, K. J., McCandless, G. A., & Creel, D. J. (1986): Differential susceptibility to noise-induced permanent threshold shift between albino and pigmented guinea pigs. Hearing research23(1), 81-91.

Coster ME, Stiles J, Krohne SG et al. (2008): Results of diagnostic ophthalmic testing in healthy guinea pigs. Journal of the American Veterinary Medical Association 2008; 232: 1825– 1833. [3mm/min mit einem Bereich von 0–11]

Funke, K. H. (2005): Gutachten zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetztes (Verbot von Qualzüchtungen) Herausgeber: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF), Referat Tierschutz, Postfach, 53107b Bonn.

Schneider, B., & Döring, D. (2017). Verhaltensberatung bei kleinen Heimtieren: Haltung, Normalverhalten und Behandlung von Verhaltensproblemen. Schattauer Verlag.

Trost K, Skalicky M, Nell B. (2007): Schirmer tear test, phenol red thread tear test, eye blink frequency and corneal sensitivity in the guinea pig. Veterinary Ophthalmology 2007; 10: 143– 146. [0,36±1,1mm/min mit einem Referenzbereich von –1,78 bis 2,5mm/min – rote Augen]

Williams, D., & Sullivan, A. (2010): Ocular disease in the guinea pig (Cavia porcellus): a survey of 1000 animals. Veterinary ophthalmology13, 54-62. [3,8±1,3mm/min]

Wright, S. (1915): The albino series of allelomorphs in guinea-pigs. The American Naturalist49(579), 140-148.


Kritik: Schimmel und Dalmatiner – Trägertiere der Begriff

„Es gibt keine Träger dieser Erbeigenschaft, denn das Roan-Gen wird dominant vererbt.

Trägereigenschaften gibt es nur bei rezessiven Erbanlagen. „

Kritik

In dieser Kritik geht es um den Begriff Trägertier. Die Kritik lautet, dass man nur von Trägertieren spricht, wenn es sich um eine rezessiv vererbte Erbeigenschaft handeln würde.

Ein Konduktor (Überträger oder Anlageträger) für ein bestimmtes Merkmal ist ein Individuum, das die Erbanlage für eine Eigenschaft trägt, ohne dass es selbst diese Eigenschaft aufweist. Häufig wird auch die englische Bezeichnung Carrier verwendet. Als Konduktor bezeichnet man ein Lebewesen mit einem rezessiven Allel, das bei ihm als heterozygotem Träger der Erbanlage phänotypisch nicht in Erscheinung tritt, jedoch von ihm an die folgende Generation vererbt werden kann.

Quelle: Wikipedia

Als Konduktor (Überträger) bezeichnet man eine Person, die Genträger für ein bestimmtes Merkmal ist und dieses auch vererbt, bei dem selber das Merkmal jedoch nicht ausgeprägt wird und somit verdeckt ist. Dies tritt bei dominant-rezessiven Erbgängen auf, wenn das Gen in heterozygoter Form vorliegt.

Quelle: https://www.bionity.com/

Damit das Buch leicht für Laien verständlich ist, musste ich häufig auf Umschreibungen zurück greifen und auch die Lektorin hat versucht, einiges noch einmal herunterzubrechen, damit es einfacher verstanden wird. Konduktor würden viele nicht verstehen…

Wenn es um das Merkmal „weißes Fell“ oder um das Gen an sich geht, dann hat die Kritikerin absolut recht, denn jedes Meerschweinchen mit Roan-Gen („Schimmelfaktor“) hat zumindest ein weißes Haar, es gibt keine Meerschweinchen mit diesen Gen, welches kein weißes Fell hat. Allerdings geht es mir nicht um das Gen oder das weiße Fell, sondern um den Lethalfaktor (Lethal Whites), und dieser tritt nur auf, wenn beide Elterntiere das Gen tragen, er wird somit nicht dominant weiter gegeben und die Elterntier sind versteckte Träger /Konduktoren, da sie selbst nicht vom Lethalfaktor betroffen sind.

6 Kommentare
  1. Nacho
    Nacho sagte:

    Ich finds super, dass auf die Kritik eingegangen wird und erst recht, dass es eine kostenlose Seite gibt, die die aktuellsten Infos über Meerschweinchen zusammenfasst! Und noch mehr dass/wenn diese Seite in Zukunft auch noch up to date bleiben wird 🙂
    Eine sehr übersichtliche Internetseite!

    Eine Anmerkung/Frage.. ich habe durch meinen Zwerg erfahren, dass Meerschweinchen mit Herzproblem oft auch mit Matsch-Köttel zu tun haben. Hätt ich das gewusst, hätte ich vlt. eher den Kardiologen aufgesucht. Entweder habe ich das noch nicht gelesen oder es fehlt hier etwas (?). Verstehe aber auch wenn man nicht auf alle Krankheiten/Symptome eingehen kann.

    Grüße aus Berlin!

    Antworten
    • Viola
      Viola sagte:

      Hallo Nacho,
      danke für deine nette Rückmeldung. Das Thema Herzerkrankung fehlt aktuell noch komplett auf der Website, ist aber in Planung.
      Liebe Grüße
      Viola

      Antworten
  2. Gabi Busch
    Gabi Busch sagte:

    Zitat: …“Lediglich eine Nothilfe gab an, dass sie pauschal zu einer Vergesellschaftung ohne neutralen Grund raten (diese Nothilfe vermittelt allerdings nicht in Böckchengruppen) und eine andere sprach hingegen dafür aus, die Meerschweinchen grundsätzlich auf neutralen Grund zu vergesellschaften.“…

    Das empfinde ich nun als seltsam. Welche Nothilfen wurden denn gefragt?
    Ich bin Vorsitzende eines Nothilfevereines und wurde nicht gefragt. Unser Nothilfeverein empfiehlt seit vielen Jahren die Vergesellschaftung im Gehege, nicht auf neutralem Boden, auch bei männlichen Meerschweinchen. Wir vermitteln in reine Jungs-Gruppen, Probleme treten so gut wie nie dabei auf. Wir vermitteln auch an Neulinge der Haltung und begleiten die Halter dabei. Wir würden als wissen, wenn unsere Empfehlung zu Problemen führen würde.

    Antworten
    • Viola
      Viola sagte:

      Hallo Gabi, ich habe alle Pflegestellen und Auffangstationen gefragt, die mir eingefallen sind. Dich bzw. die Meerschweinchen Nothilfe Hamburg hatte ich nicht gefragt, da ich ja wusste, dass die Kritik von dir kam. Wie so oft ist durch die Befragung auch ein toller Austausch entstanden, gerade wir erfahrene Halter und Engagierte im Tierschutz sollten zusammen halten und uns zu Erfahrungen austauschen, um die besten Bedingungen für die Meerschweinchen zu erreichen. Natürlich können Positionen auch mal abweichen, was ist glaube ich ganz normal aber es ist ja auch nicht notwendig, dass man genau übereinstimmt. Wir stehen ja alle für das selbe: eine artgerechte Haltung und Ernährung der kleinen Quiecker!

      Antworten
  3. Gabi Busch
    Gabi Busch sagte:

    Liebe Meerschweinchenwiese, ich oute mich nun mal als jemand, der Kritik geäußert hat, hier die Kritik an Deinen Ausführungen zum Thema Vitamin D und UVB. Wie Du selber auf der HP schreibst ist der tatsächliche Vitamin D Bedarf für Meerschweinchen nicht zweifelsfrei bewiesen. Der für Menschen liegt bei 50 IE pro kg Körpergewicht. Ein Mangel ist über die Konzentration von 25-Hydroxyvitamin-D im Blutserum nachweisbar. Ich habe keine Studien mit Blutuntersuchungen oder Referenzwerte für den tatsächlichen Vitamin D Bedarf bei Meerschweinchen gefunden. Du gibst in Deiner Stellungnahme zur der Kritik an Deinem Rat zu UVB-Lampen den Bedarf nach Meyer (2014) von 750 IE/kg uS im Futter an. Die Studie habe ich im Internet gefunden. Auftraggeber ist eine Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tierernährung/Wirtschaftsverband der die fachlichen, wissenschaftlich-technischen und wirtschaftlichen Interessen der führenden Hersteller, Verarbeiter und Inverkehrbringer von Futtermittelzusatzstoffen in der Tierernährung vertritt. Also ein Verband der Futtermittel verkaufen möchte. Als Referenz halte ich solche Angaben für zweifelhaft. Der Bedarf in IE pro kg Futter ist mangels einer Angabe des tatsächlichen Bedarfes pro kg Körpergewichtes gar nicht ermittelbar. Nur Blutuntersuchungen könnten einen Mangel belegen, wenn es denn da wenigstens Referenzwerte geben würde. Gibt es aber nicht, oder kannst Du mir welche nennen? Wie kommst Du also nun zu dem Schluss, dass 500 bis 1000 IE Vitamin D in 1 kg sonnengetrockneten Heu nicht reichen? Beim Menschen wären 50 IE/kg ausreichend, also 1/10. Ich glaube kaum, dass der Vitamin D Bedarf des Meerschweinchens pro kg Körpergewicht soviel größer ist. Selbst 1 kg frische, ältere Wiese hätte 50 IE pro kg uS. Beispielrechnung: Gehen wir von 300 g Wiese für ein MS von 1 kg aus, dann hätten wir 15 IE Vitamin D und dazu 50 g sonnengetrocknetes Heu im Mittel 37,5 IE (500 bis 1000 IE pro kg), dann hätten wir also nicht nur eine ausreichende Versorgung von 52,5 IE, es ist sogar ein Überschuss von 2,5 IE vorhanden. Sind wir rein rechnerisch soweit einer Meinung?

    Antworten
    • Viola
      Viola sagte:

      Hallo Gabi,
      danke für deine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Der Vitamin D Stoffwechsel ist leider sehr komplex. Es gibt durchaus Bedarfswerte für Meerschweinchen, diese habe ich oben aufgeführt. Diese entstammen dem Standardwerk und Lehrbuch für Tierernährung (und beruhen auf wissenschaftlichen Studien an Meerschweinchen), das auch in der Wissenschaft und im Studium herangezogen wird. Die größte Spezialisierung auf Tierernährung kann man im Deutschland durch das Tiermedizin-Studium erwerben, das Fach ist sehr komplex und es braucht sehr viel physiologische Grundlagen für die Zusammenhänge. Diese Ausbildung habe ich erfolgreich absolviert. Ich breche die Infos natürlich sehr herunter, damit sie für den Laien leicht verständlich und nachvollziehbar sind. Wenn du die vorhandenen Bedarfswerte nicht anerkennst und es keine anderen gibt, ist das eigentlich kein Argument den Meerschweinchen Vitamin D vorzuenthalten. Mit UVB-Lampen kann man Vitamin D nicht überdosieren, da es nach Bedarf gebildet wird, sondern einen Mangel verhindern. Deine Angaben zum Bedarf von Menschen sind leider nicht geeignet, da jedes Tier einen anderen Bedarf an Vitaminen hat, deshalb sind die Bedarfswerte je nach Tierart auch grundverschieden. Wir kennen das vom Vitamin C, für das bei fast allen Tierarten gar kein Bedarf besteht und für Meerschweinchen, Affen und Menschen ein recht hoher, aber auch unterschiedlicher. Würde man nun den Bedarf des Menschen (ca. 100mg bei ca. 80kg) auf Meerschweinchen umrechnen, wäre man für 1kg Meerschweinchen bei 1,25mg/Tag. Der tatsächliche Bedarf liegt aber bei 10-20mg/Tag. So ähnlich ist es auch bei Vitamin D, du kannst leider nicht die Bedarfswerte einer anderen Tierart oder vom Menschen für Meerschweinchen verwenden. Gehen wir nun davon aus, dass es keine Bedarfswerte gäbe oder du die vorhandenen nicht anerkennst, so würde deine Empfehlung (keine UVB Lampe) die Gefahr bergen, dass die Tiere einen Mangel erleiden. Bei meiner Empfehlung hingegen besteht keine Gefahr der Überdosierung.

      Antworten

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